Wohnen in einer alten Wassermühle: zu Besuch bei Sonnenleni in Sunde

von Kati Tiringer

Und am Ende der Straße steht ein Haus am See… ob der Berliner Musiker Peter Fox auch schon hier war? Jedenfalls bietet sein Hit den perfekten Soundtrack für die heutige Homestory, denn er beschreibt das Domizil von Annalena aka Sonnenleni mehr als passend! Vor vier Jahren bekommt die 31-Jährige die alte Wassermühle angeboten, als sie online nach einem Bauernhof im alten Land sucht. 160 Quadratmeter Wohnfläche, freistehend und ausschließlich umgeben von Wiese, Bäumen, Bach und zwei Seen. Ein Wohntraum, den sich Annalena und ihr Mann einfach wahr machen mussten. Heute leben sie zu viert in ihrem Haus am See und blicken stolz auf viele Renovierungsarbeiten zurück, zeigen ihre selbst gebauten Möbel und erzählen vom Leben in der Natur. Hereinspaziert!

Liebe Annalena, wie seid ihr zu eurem Traumhaus gekommen?
Eine komische Geschichte war das! Mein Mann und ich wohnten damals in Emden. Zu meiner damaligen Arbeit bei einem Skireiseveranstalter musste ich immer längere Fahrten bestreiten. Aus Langeweile habe ich während einer Zugfahrt im Internet eine Anzeige aufgegeben: Junges Paar sucht Hof im alten Land! Zwei Tage später bekam ich das Angebot: Wir haben zwar keinen Hof im alten Land aber eine alte Wassermühle in Sunde. Interesse?

Keine Frage, oder?
Ja, und ob wir Interesse hatten! Und als wir zur Besichtigung durch das Tor die Auffahrt zum Seehaus hoch fuhren, war es schon um uns geschehen. Von solch einem Haus hatten wir immer geträumt.

Wie ging es dann weiter?
Leider war der Zeitpunkt etwas unglücklich. Wir hatten nicht damit gerechnet, so schnell ein Haus zu finden. Wir hatten eine längere Reise nach Kanada und in die USA geplant. Trotzdem kauften wir das Seehaus und fuhren nur drei Wochen später in den lang ersehnten Urlaub. Wir waren fast drei Monate unterwegs, die ersten Abriss- und Umbauarbeiten fanden ohne uns statt. Unsere tollen Eltern überwachten in dieser Zeit die Baustelle. Und wir stornierten dann den letzten Teil unserer Reise – den Trip nach New York – um endlich wieder bei unserem Haus sein zu können.

Wann konntet ihr einziehen?
Schon vor unserer Reise! Wir haben gekauft und sind direkt eingezogen. In der ersten Zeit haben wir also inmitten des Umbau-Chaos gehaust.


„Online schaltete ich die Anzeige: Junges Paar sucht Hof im alten Land! Zwei Tage später bekam ich die alte Wassermühle angeboten"

Bitte beschreibe euer Grundstück.
Unser Haus ist von zwei Seen umgeben. Früher stand vor dem heutigen Wintergarten eine alte Wassermühle. Das Wasser fällt bis heute direkt vor unserem Haus vom See etwa zwei Meter tief in einen kleinen Bach. Von der Brücke sehen wir ihn und man könnte sogar zum Wehr hinunter steigen – dafür muss man aber Spinnenfreund sein und das bin ich ganz bestimmt nicht.

Gibt es noch andere Überbleibsel von der alten Mühle?
Man erkennt deutlich den Unterschied vom alten Mühlenhaus zum Anbau aus Holz. So ist die Fassade zur Seeseite weiß mit graublauen Fensterumrandungen, zur Gartenseite sieht man auf die alten roten Ziegel. Ich finde das sehr schön, zwei so unterschiedliche Ansichten zu haben, weil ich mich immer schwer für nur eine Sache entscheiden kann.


„Wie die meisten Käufer einer alten Immobilie, haben wir die Sache leicht unterschätzt"

Wie viel Wohnfläche habt ihr im Seehaus?
Circa 160 Quadratmeter plus Wintergarten und Werkstatt. Im Erdgeschoss liegen zwei Kinderzimmer, ein Bad mit großer Eckbadewanne und einer begehbaren Doppeldusche, ein Gäste-Klo, die Küche mit Daybed-Ecke und schönem Ofen, sowie der Wintergarten. Oben befindet sich unser Elternschlafzimmer mit Bad und das neue Wohnzimmer.

Für diese Aufteilung habt ihr einiges renovieren müssen.
Ja, anfangs gab es oben nur einen riesigen Raum, den wir kaum genutzt haben. Hier haben wir eine Wand einziehen lassen. Unten haben wir einige Wände rausgerissen, um uns den Traum einer großen Wohnküche zu erfüllen. Zum alten Gästebad haben wir den Abstellraum dazu genommen und eine Dusche eingebaut. Die gab es nämlich gar nicht, als wir eingezogen sind. Jetzt haben wir einen tollen Duschraum mit zwei Duschköpfen – kein Streit mehr, wer wie lange unter dem warmen Wasser stehen darf. Und mein Sohn Pepe liebt es, hier mit einem riesigen Haufen Spielzeug zu duschen.

Du hast zwei kleine Kinder. Wie hat das während der Bauphase geklappt?
Es war schon manchmal ganz schön hart auf einer Baustelle zu leben, ohne Kinder schon nicht immer ganz einfach und mit Kindern dann noch ein bisschen mehr. Mein kleiner großer Pepe ist jetzt 2 Jahre alt und unsere Mini-Mimi 3 Monate. Als ich damals mit Pepe aus dem Krankenhaus kam, waren beispielsweise gerade Arbeiter da, um die neue Decke im Wintergarten anzubringen. Nicht gerade der Traumstart als junge Familie. Aber ich denke, wir haben das alles ganz gut gemeistert. Und am Ende zählt ja doch das Ergebnis! Außerdem liebe ich es auch, dass sich hier stetig etwas verändert. Aktuell planen wir zum Beispiel eine neue Terrasse auf dem Wehr.

Für die Kinder ist es jetzt aber sicher das Paradies oder?
Ja, ich denke für unsere Kinder ist es wirklich paradisisch, die können sich hier schon ziemlich austoben und immer wieder etwas neues entdecken! Bald wird es auch noch ein großes Spielhaus für die Kinder im Garten geben.

Wie habt ihr eigentlich vorher gewohnt?
Wir sind von einer Altbauwohnung in die nächste gezogen. Neue Stadt, neue Altbauwohnung - von Oldenburg über Hamburg nach Emden. Immer mit hohen Decken, quietschenden Holzböden, viel Platz und winzigen Bädern. Altes liegt uns scheinbar.

Es wäre also keine Option gewesen, neu zu bauen, weil das vielleicht einfacher gewesen wäre?
Damals auf keinen Fall. Im Nachhinein würde ich meine Einstellung vielleicht überdenken, denn wie die meisten Käufer einer alten Immobilie haben wir die Sache leicht unterschätzt. Trotzdem habe ich erst gestern wieder zu meinem Mann gesagt, dass ich trotz allem alles nochmal genauso machen würde. Ich liebe unser Haus.

Welche Tipps für ein solches Projekt kannst du weitergeben?
Auf keinen Fall dem ersten Handwerker oder Baubeteiligten glauben oder sich von seiner Sichtweise abbringen lassen! Ich habe so oft gehört, dass irgendetwas, wie ich es mir vorstelle, nicht geht. Manchmal hätte ich fast aufgegeben meine Ideen zu entfalten. Sei es der Estrichboden in der Küche, den ich in tausend Wohnzeitschriften gesehen habe, oder die Dielen in der oberen Etage: geht nicht, kann man nicht streichen. Wir mussten viel Überzeugungsarbeit leisten, damit unsere Handwerker sich da ran getraut haben. Zum Glück ist es am Ende auch ganz gut gelungen.

Darauf könnt ihr auch mächtig stolz sein!
Wir können selbst kaum glauben, was hier in den letzten vier Jahren alles passiert ist. Zum Glück haben wir ein tolles Fotobuch mit vielen Bildern, die während der unterschiedlichen Renovierungsarbeiten aufgenommen wurden. Manchmal gucken wir es uns abends auf dem Sofa an und sind erstaunt und glücklich.

Wo habt ihr Ideen für eure Einrichtung gesammelt?
Vieles hat sich erst mit der Zeit gefunden. Die passende Küche oder ein familientaugliches Daybed gab es so nirgendwo zu kaufen. Also wurden daraus - neben unzähligen kleinen - schnell größere DIY-Projekte. Mein Mann ist sehr begabt und kreativ, und kann mir gefühlt alles bauen, was ich mir wünsche. Er ist Bauingenieur bei einer Tiefbaufirma mit angeschlossener Schlosserei und dort hat er auch die Möglichkeit die Kerzenständer aus Stahl herzustellen. Das Daybed hat er aus zwei alten Bauernbetten selbst gebaut - ein ganz großes Glück!

Und wenn ihr doch mal Möbel kauft, wo geht ihr hin?
Hier in direkter Nähe gibt es nur sehr wenig nach meinem Geschmack und nach Hamburg kommen wir momentan mit den Kindern viel zu selten. Deshalb kaufe ich leider zu oft im Internet. Ich hätte große Lust mal wieder in der Schanze zu stöbern oder im Stilwerk ein bisschen zu träumen.

Hast du ein liebstes Möbelstück?
Ich liebe vor allem unsere Möbelstücke, die zum Kuscheln da sind: unser Boxspringbett und unser riesiges Kuschel-Sofa von Moroso, das wir vor vier Jahren im Stilwerk innerhalb von zehn Minuten gekauft haben. Gesehen und gekauft. Wir können da recht schnell sein.

Was steht ganz oben auf deiner Wunschliste?
Ich hätte gern den Serif TV von Samsung! Mir ist es immer noch ein Rätsel, warum Fernseher derart doof aussehen müssen. Ich bin generell ein großer Fan von schönen, stylischen Alltagsgegenständen. Vor einiger Zeit hatte ich beispielsweise die Auswahl zwischen dem sehr funktionalen Thermomix und der Kitchenaid. Die Entscheidung fiel mir da gar nicht schwer....



„Ich würde alles nochmal genauso machen und unser geliebtes Haus um keinen Preis mehr hergeben!"

Wie würdest du deinen Wohnstil beschreiben?
Eine Mischung aus alt und neu, Design und DIY, individuell, echt und einzigartig.

Was ist dir das Wichtigste für ein schönes Zuhause?
Charakter und Leben! Ich persönlich finde es immer ganz schrecklich, wenn ein Zuhause nichts über die Menschen aussagt, die dort leben.

Dein Zuhause ist….
der tollste Spielplatz für Kinder, ein feuchtfröhlicher Gastgeberort für Freunde und das gemütlichste Zuhause für die ganze Familie!

Verrätst du uns zum Schluss noch drei Dinge, die wir noch nicht über dich wussten?
Wenn bei mir der Fernseher läuft, dann ist es meist irgendeine Sportsendung. Den großen sportlichen Ereignissen fiebere ich teilweise richtig entgegen! Sehr zum Gespött meines Mannes.
Ich liebe Mützen und könnte auch im Hochsommer eine meiner 30 Mützen tragen.
Ich träume von einer schönen Holzhütte in den Bergen, denn eigentlich mag ich die Berge fast noch lieber als das platte Land hier im Norden…

Vielen lieben Dank für die Einblicke und das Interview!

In Annalenas SoLebIch-Profil findet ihr noch weitere Einblicke in ihr Haus am See - besonders schön im Wandel der Jahreszeiten! Folgt ihr, um kein Bild mehr zu verpassen. 

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