„Ich mag es nicht zu landhausig mit zu viel Tüdelüt.“ – Zu Besuch auf dem sanierten Bauernhof von suca in der Nähe von Osnabrück

von Claudia H.

Ein denkmalgeschütztes Bauernhaus auf dem Land, umgeben von saftigen Wiesen und wohltuender Weite: Mit ihrem Zuhause hat sich Susanne alias @suca einen Kindheitstraum erfüllt. Gemeinsam mit ihrem Mann lebt die 56-Jährige auf einem sanierten Bauernhof von 1850 in einem Dorf nahe Osnabrück. Nach sorgfältigen Renovierungen ist ein offenes Wohnkonzept entstanden, das authentisches Fachwerk mit warmen Holzelementen verbindet.

Gemeinsam mit Susanne haben wir uns auf Entdeckungsreise durch ihr Zuhause begeben, das Haupthaus, die früheren Ställe und die Umgebung erkundet. Was es mit dem Glashaus im Garten auf sich hat und wo Susanne ihre Partys feiert? Sie verrät es im Interview!

Susanne und ihr Mann haben das alte Bauernhaus vor knapp sieben Jahren gekauft. Ein großer Glücksgriff für die beiden, nachdem sie jahrelang nach einer ähnlichen Immobilie gesucht hatten. Auch ihre beiden erwachsenen Kinder (34 und 22 Jahre alt) kommen oft zu Besuch, um das Landleben zu genießen.

Der offene Wohnraum des Hauses ist durch das alte Fachwerk in drei Bereiche gegliedert. Er dient nun als Küche, Essbereich und Wohnzimmer zugleich. Ihren Esstisch hat Susanne bei Ethnicraft gefunden, die Stühle sind von HAY und Kartell.

Liebe Susanne, ihr wohnt in einem kernsanierten Bauernhaus. Was hat sich im Vergleich zum Ursprungszustand verändert?

Durch die Öffnung des Wohnraumes findet man im Haus nicht mehr die klassische Zimmereinteilung der Entstehungszeit. Wir wohnen, essen und kochen in einem großen Raum, der durch offenes Fachwerk in drei Bereiche aufgeteilt ist. Man kann also von Fenster zu Fenster einmal quer durch das ganze Haus schauen. Durch einen kleinen Raum neben der Küche gelangt man in die Diele, in der sich früher die Ställe der Kühe und Pferde befanden. Heute sind dort Abstellräume sowie der Heizungs- und Hauswirtschaftsraum zu finden. Und unser Schlafzimmer war früher die „gute Stube“, es hat insgesamt fünf Fenster. Man hat also vom Bett aus einen super Rundumblick.

„Hier haben schon viele Menschen gewohnt, gute und schlechte Zeiten erlebt und ihre Spuren hinterlassen“, sagt Susanne. „All das muss man mit Respekt bewahren, finde ich!“ Das Bauernhaus hat eine Wohnfläche von ca. 200 qm. Zum Haupthaus gehören noch eine Scheune und ein Stall, die als Werkstatt sowie als Garage genutzt werden.

„Hier haben schon viele Menschen gewohnt und ihre Spuren hinterlassen. All das muss man mit Respekt bewahren!“

„Nach Hause zu kommen, ist für mich immer ein schönes Gefühl“, schwärmt Susanne. Ihr einladender Flur mit der alten Treppe und der gemütlichen Holzbank trägt zur heimeligen Atmosphäre bei.

Wo befindet sich dein Lieblingsplatz im Zuhause?

Mein liebstes Zimmer von März bis Oktober ist unser Glashaus. Durch die Denkmalschutzauflagen durften wir keine überdachte Terrasse ans Haus bauen. Da mein Mann für die Firma arbeitet, die die Glashäuser herstellt, konnten wir dieses gebrauchte Modell günstig erwerben und gegenüber dem Haus aufstellen. Es lässt sich durch Schiebe- bzw. Falttüren komplett öffnen, ist innen liegend durch eine Markise zu beschatten und steht auf einem Holzpodest. Drinnen kann man mit bis zu 12 Personen sitzen oder es sich gemütlich zu zweit auf einem großen Outdoorsofa bequem machen.

Zusammen mit der großen Wiese, die ihr Nachbar für seine Rinder nutzt, umfasst Susannes Grundstück etwa 10.000 qm. Ein besonderes Highlight ist das Glashaus gegenüber vom Haus.

Zur Ruhe kommen und den Sonnenuntergang genießen: Vom Glashaus aus blickt man über die angrenzende Wiese in die Ferne. „Aufs Land zu ziehen, war die beste aller Entscheidungen!“, findet Susanne. „Man entschleunigt total und fühlt sich viel mehr mit der Natur verbunden und geerdet.“

„Aufs Land zu ziehen, war die beste aller Entscheidungen!“

Susanne (56) arbeitet als Grundschullehrerin. In ihrer Freizeit ist sie viel mit den Hunden unterwegs, bringt den Garten auf Vordermann, liest, schwimmt und macht Yoga. Außerdem packt sie regelmäßig das Fernweh. „Früher waren wir oft lange und kreuz und quer durch die Welt unterwegs“, sagt sie. „Seit einigen Jahren touren wir nun aber am liebsten mit unserem VW-Bus durch Europa.“

Wie würdest du deinen Wohnstil beschreiben?

Als geradlinig, funktional und gemütlich. Wir vermischen gerne Altes mit Neuem und haben dabei immer den Spirit des alten Hauses im Blick. Vieles, das ich in anderen Häusern toll finde, würde hier einfach nicht passen. Ich mag es nicht zu landhausig mit zu viel Tüdelüt. Vielleicht gefallen mir deshalb oft schwarze Wohnaccessoires.

Auch Susannes Fellnasen fühlen sich im luftigen Wohn- und Essbereich pudelwohl. Das Ledersofa stammt von Tommy M. Aus den eingebauten Glasvitrinen des Vorbesitzers hat Susanne kurzerhand Büchernischen gemacht – eine tolle Idee!

„Wir haben uns beim Einzug vorgenommen, immer mehr zu genießen als zu arbeiten.“

Der Blick vom Flur aus nach draußen und rechts die Dielenküche. Letztere war früher die Kammer des Hofknechtes. Heute wird sie von Susanne und ihrem Mann für Partys und als Futterküche genutzt.

Was liebst du an deinem Zuhause besonders?

Ich liebe es, abends im Dunklen nach Hause zu kommen, wenn draußen die Lichter angehen und das Haus so behaglich und schützend aussieht. Meist drehe ich dann noch eine Runde entlang unserer Wiese, gefolgt von unseren Hunden und Katzen. Da wir in unserer Straße keine Straßenlaternen haben, sieht man oft einen fantastischen Sternenhimmel!

Die Diele ist vor allem im Sommer einer von Susannes Lieblingsplätzen. Hier ist es schön kühl, der Windfang kann komplett geöffnet werden und man blickt direkt auf die angrenzenden Felder.

„Wir vermischen gerne Altes mit Neuem und haben dabei immer den Spirit des Hauses im Blick.“

Im Frühling taucht warme Morgensonne die Diele in atmosphärisches Licht. Zum Eingang in das Bauernhaus führen Stufen aus Sandstein.

Eine weitere Besonderheit bei euch ist euer Sickerkeller …

Genau! Wenn es heftig regnet, steht dort das Wasser und versickert im Laufe der Zeit wieder. Dort steht auch unsere Pumpe, mit der wir Wasser aus dem 80 m tiefen Brunnen des Nachbarn fördern. Wir sind zwar ans Abwassernetz angeschlossen, aber nicht an die örtliche Wasserversorgung. Da unser Wasser eine super Qualität hat, belassen wir es auch dabei. Die früher genutzte Klärgrube (ein Drei-Kammer-System) wurde vor unserem Einzug gereinigt, sodass wir sie heute als Zisterne nutzen können. Dort hinein läuft das gesamte Regenwasser von den Dachflächen.

Welches Möbelstück liegt dir besonders am Herzen?

Unser liebstes Möbelstück ist der alte Schrank aus der Gründerzeit, der im Wohnzimmer steht. Er stammt von der Oma meines Mannes und beherbergte früher die Spielsachen der Enkel. Vor vielen Jahren haben wir ihn einen ganzen Sommer lang von etlichen Schichten Lack befreit und anschließend gewachst. Er ist uns dadurch sehr ans Herz gewachsen und heute stehen darin unsere Gläser. Die Tür klemmt immer noch ein bisschen und es klirrt dann, aber bei allem, was er schon erlebt hat, darf das so bleiben.

Der wunderbare Holzschrank im Essbereich ist ein Erbstück von der Oma von Susannes Mann. Früher beherbergte er Spielsachen, heute die Gläser der Familie. Der Wandbehang von HKliving kommt bei Susanne meist im Herbst zum Einsatz.

Drei Dinge, die wir noch nicht über dich wissen:
  1. Ich kann überhaupt nicht backen. All die wunderbaren Kuchen, die hier so gepostet werden, bewundere ich sehr. Ich würde alle gerne probieren, kann aber selbst nicht mal einen simplen Topfkuchen. Meine Tochter wirft mir heute noch vor, dass sie immer als einziges Kind im Kindergarten zum Geburtstag gekauften Kuchen mitgebracht hat. Wahrscheinlich ist deshalb so ein begabtes Backtalent aus ihr geworden.
  2. Ich mag keine Gegenstände mit Gesicht oder Augen. Abgesehen von selbst getöpferten oder gebastelten Dingen meiner Kinder wird man deshalb bei mir nirgends Vasen mit Gesicht, Weihnachts- oder Osterfiguren, Zwerge, Wichtel, Glastierchen, Skulpturen oder Ähnliches finden. Es gruselt mich einfach immer ein bisschen. Ich glaube, das ist eine echte Macke, oder?!
  3. Als wir in dieses Haus zogen, lebte meine Oma noch. Das Erste, was sie sagte, als sie uns besuchen kam, war: „Dann hat sich dein Herzenswunsch ja endlich erfüllt!“ Auf Nachfrage erzählte sie mir, dass ich mir schon als kleines Kind gewünscht hatte, einmal auf einem echten Bauernhof zu wohnen. Und dass ich meinte, nie wieder andere Wünsche zu haben, wenn sich nur dieser eine erfüllt. Also: Wunschlos glücklich!

Gemütliche Abendstunden lassen sich auch auf dem Sofa unter der Schräge genießen. Das hölzerne Wandregal ist von JYSK. Im Gästebad wartet ein Gemälde von Amedeo Modigliani auf Besucher.

„Ich mag keine Gegenstände mit Gesicht oder Augen. Ich glaube, das ist eine echte Macke, oder?!“

Dass Grau und Holz eine wunderbare Kombi ergeben, beweist die kürzlich gestrichene Wohnzimmerwand. Das luftige Pampasgras sowie die Laterne sorgen zusätzlich für wohlige Stimmung. Von der Terrasse aus hat man einen idyllischen Ausblick auf das Glashaus und in die Ferne.

Was würdest du uns kochen, wenn wir dich besuchen kommen?

Wenn ihr im Sommer kommt, mache ich euch ein riesiges Tablett mit Fingerfood, breite unter den großen Linden die Picknickdecke aus und serviere euch wahlweise ein kühles Bier oder Weißwein. Kommt ihr im Winter, mache ich die Feuerschale an, packe alle Felle und Decken auf die Bänke und bereite Bratwurst und Bratäpfel vor. Dazu ein kühles Bier oder eine Feuerzangenbowle, zum Abschluss einen Whiskey. Ihr könnt gerne bleiben, Schlafplätze haben wir genug!

Die Küche ist Teil des offenen Wohnbereichs und durch offenes Fachwerk vom Wohn- und Esszimmer abgetrennt. Susanne hat sich für METOD-Küchenmodule von IKEA entschieden.

Und zu guter Letzt: Welches Projekt steht als Nächstes bei euch an?

Wir planen einen Ofen für die Diele. Eigentlich wollten wir das Projekt bereits dieses Jahr angehen, aber durch die länger dauernde Fachwerksanierung der Hausrückseite haben wir es aufs nächste Jahr verschoben. Tja, man kann leider nicht alles gleichzeitig schaffen! Wir haben uns beim Einzug ins Haus fest vorgenommen, mit unseren Kräften sorgsam umzugehen und immer mehr zu genießen als zu arbeiten.

Der Grundriss von Susannes Bauernhaus

Liebe Susanne, vielen Dank für das schöne und spannende Interview!

Um in Zukunft kein Bild mehr zu verpassen, könnt ihr @suca hier folgen.

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