Es ist eine Liebeserklärung an das Licht, die wir von Anna aka @Headstreams erhalten, als wir ihre lichtdurchflutete Altbauwohnung in Eimsbüttel betreten – einem zentrumsnahen, familienfreundlichen Altbauviertel Hamburgs. „Dadurch, dass wir im obersten Stockwerk leben und mit den für Altbauten typischen hohen Räumen gesegnet sind, ist es fast immer hell in unserem Zuhause – selbst an Tagen des Hamburger Schmuddelwetters“, schwärmt Anna über die 91 qm große Wohnung, in der sie mit ihrem Mann und ihrem Sohn lebt.
Die Vier-Zimmer-Wohnung mit Vintage-Touch verfügt insgesamt über 13 Türen. Welche Besonderheiten wir noch entdeckt haben und weshalb – mit Ausnahme eines Raumes – alle Wände weiß gestrichen sind, haben wir im Gespräch mit Anna erfahren.
Die Bilder über dem Sofa sind alle Einzelstücke: Die grafische Lithografie ist ein Original des Künstlers Jesus Perea, das Poster mit den Menschen ein altes Veranstaltungsplakat einer Wuppertaler Bar, das Annas Bruder mal gestaltet hat. Die Füße sind eine Fotokopie von Annas Kinderfüßen als Dreijährige und das kleine im Moebe-Frame-Rahmen ist ein Mark-Making-Projekt ihrer Mutter.
„Leider ist das Wohnzimmer der einzige Raum, in dem Stuck erhalten geblieben ist.“
Anna (42) ist gebürtige Nordhessin, wohnt aber mittlerweile schon über die Hälfte ihres Lebens in Norddeutschland. Nach ihrem Studium der Kulturwissenschaften, Soziologie und Romanistik war sie vor allem im Bereich Marketing und Kommunikation tätig. Seit Kurzem ist Anna in Elternzeit ihres neugeborenen Sohnes in Adoptionspflege.
Liebe Anna, was sofort auffällt, wenn man eure Wohnung betritt: Wow, hier gibt es unglaublich viele Türen!
Ja, bei nur vier Zimmern plus Wirtschafts- und Hygieneräume sind es insgesamt 11 – wenn ich die Balkontüren mitzähle sogar 13. Die meisten haben noch die schönen alten Kassettenelemente.
Die Wohnung befindet sich in einem typischen Jugendstil-Altbau von 1900.
Was liebst du an deinem Zuhause besonders?
Das Licht in unserer Wohnung! Besonders zur goldenen Stunde kann ich mich nicht daran sattsehen und knipse immer noch – nach Jahren – wie eine Wilde das schöne Schattenspiel, das durch die Sprossenfenster an die Wände gemalt wird …
„Leider ist das Wohnzimmer der einzige Raum, in dem Stuck erhalten geblieben ist“, sagt Anna. „Bei einem Schwammbefall des Dachstuhls mussten die meisten Decken zum Dachboden hin erneuert werden und dem fielen die anderen alten Gipszierleisten leider zum Opfer.“
„Besonders zur goldenen Stunde kann ich mich am Licht in der Wohnung nicht sattsehen.“
Einer der beiden Balkone geht von der Küche ab: Hier kann man den Blick in den begrünten Hinterhof mit Morgen- und Mittagssonne genießen.
Die Originalfliesen mit hellblauen Zwischenquadern und einfacher Abschlussborte sind in Hamburg nicht ungewöhnlich, allerdings machen sie für Anna den Charakter der kleinen Küche aus und geben ihr diesen unverwechselbaren Altbaucharme.
Derzeit wünscht du dir ein neues Sofa. Warum?
Das graue Splitback-Sofa von mysofabed.de passt zwar hervorragend zu unserer Einrichtung, aber ist einfach keine Kuschelcouch. Daher träume ich von einer modularen Wohnlandschaft mit breiten Rücken- und Seitenteilen und einer flexiblen Chaiselongue – ein Sofa, das mit uns wachsen kann.
Der schwarze Cubus-Couchtisch mit Wendeplatte ist von by Lassen, der Beistelltisch in Orange von HKliving. Die beiden Stühle mit Geflechtlehne sind Fundstücke aus den Kleinanzeigen und gehören zu Annas größten Glückskäufen.
Wo hältst du dich zu Hause am liebsten auf?
Ich liebe unser Esszimmer sehr, das durch die großen Flügeltüren gen Wohnzimmer viel geräumiger und luftiger wirkt, als es eigentlich ist. Das hat es uns auch ermöglicht, unseren großen Esstisch hierherzustellen. Es war immer mein Traum, einen Tisch zu haben, der uns durch das Leben begleitet, der all die Spuren und Geschichten sammelt, die wir mit und an ihm erleben.
Den Tisch haben sich Anna und ihr Mann zum Einzug geleistet. Er wurde nach ihren Vorgaben im Alten Land vor den Toren Hamburgs aus alten Baubohlen von Raumhonig gefertigt. Die Austerlitz-Lederstühle sind von Maison du Mondes, die schwarze Retro-Stehleuchte hinter dem Servierwagen ist von Westwing. Der Rest ist vintage.
„Es war immer mein Traum, einen Tisch zu haben, der uns durch das Leben begleitet, der all die Spuren und Geschichten sammelt, die wir mit und an ihm erleben.“
Hier steht auch das alte Küchenbuffet, das dir sehr ans Herz gewachsen ist. Erzählst du uns, weshalb?
Das sehr große und schwere zweiteilige Stück, das meinen Mann während der Studentenzeit begleitet hat, musste erst mal aus Ostwestfalen nach Hamburg transportiert werden. Herausforderung. Endlich in der Wohnung angekommen, entdeckten wir einen Holzwurmbefall. In vielen Stunden und diversen Arbeitsschritten habe ich den Schrank wieder aufgearbeitet, seine unerwünschten Untermieter bekämpft, gespachtelt, geschliffen, lackiert und poliert und – wie ich finde – das Möbel erst richtig zum Strahlen gebracht.
„Brüche sind wichtig. Hätten wir diese nicht eingesetzt, würden wir vermutlich in einem Vintage-Möbel-Museum leben.“
Das Kinder- und Musikzimmer ist der einzige Raum, in dem die Wände nicht weiß gestrichen sind. Der Beni-Ourain-Teppich ist von THEM, die schwarze Stehleuchte von holyshitshopping.de und das große Tigerbild von Fine Little Day.
Welche Einrichtungstipps hast du für uns?
1. Geduld! Es muss nicht alles sofort fertig sein, denn dann lebt man ewig mit Kompromissen.
2. Brüche sind wichtig – sei es in Form, Material oder Farbe. Hätten wir diese nicht eingesetzt, würden wir vermutlich in einem Vintage-Möbel-Museum leben.
3. Grün macht behaglich, sei es als Zimmerpflanze oder als Blumenstrauß. Ein Raum wird so umgehend wohnlicher.
4. Am allerwichtigsten ist es, sich selbst und seinem Gusto treu zu bleiben: Trends sind vergänglich und gerade die kleinen feinen Eigenheiten machen für mich erst ein individuelles, unverwechselbares Zuhause mit persönlicher Note aus.
Der zweite Balkon geht vom Wohnzimmer ab zur pittoresken Straßenkreuzung. Nachmittags und abends ist er sonnengeflutet. Der Outdoorteppich aus recyceltem PET ist von liv.interior.
Apropos Farbe – bis auf im Kinderzimmer habt ihr nur weiße Wände. Was hat dein Mann damit zu tun?
In meiner letzten Singlewohnung war mein Schlafzimmer noch komplett Nachtblau gestrichen und im Wohnzimmer hatte ich breite schwarz-weiße Blockstreifen an die Wand gepinselt. Im ersten gemeinsamen Reich war dann der Deal: weiße Wände. Dafür durfte ich meine „Accessoires“ aufstellen. Es hat eine Weile gedauert, bis ich verstanden habe, dass mein Mann damit meine Zimmerpflanzen meinte. Und auf die würde ich niemals verzichten! Sie gedeihen in der hellen Wohnung prächtig. Besonders die Pileas vermehren sich wie Unkraut.
Ehrlicherweise wäre das Bett Annas Lieblingsort zu Hause – und das, obwohl sie schon seit Langem nicht mehr ausschlafen kann.
Welche drei Dinge wissen wir noch nicht über dich?
1. Lateinamerika ist meine Herzensheimat. Seit ich mit 16 ein Jahr in Kolumbien gelebt habe, hat mich der Kontinent mit seiner bunten und lebensfrohen Kultur in den Bann gezogen.
2. In Stilfragen stehe ich mir permanent selbst im Weg: minimalistisch oder eklektisch, nude oder bunt … Mir gefallen die krassesten Gegensätze und für nur einen Stil entscheiden, kann ich mich nicht – das spiegelt sich vermutlich auch in unserer Einrichtung wider.
3. Ich hab dieses Ding mit Fliesen: Bereits im dritten Jahr poste ich auf Instagram immer sonntags unter dem Hashtag „sundaytiles“ Fliesenbilder. Aus meiner Fotosammlung könnte ich längst einen dicken Bildband erstellen.
