„Wohnen ist wie das Leben: ein Prozess ohne Stillstand.“ – Zu Besuch bei dieartige nahe der Ostsee

von Lena

Als es für das geborene Inselkind Alex aka dieartige ans Umziehen ging, war klar, dass es ein Zuhause in Meernähe sein muss. Heute lebt sie mit ihrer Familie in einem Haus im Grünen nahe der Ostsee und erfüllt sich mit der selbstständigen Arbeit für ihr Design-Studio den Traum vom Leben ohne Stillstand. Hier erzählt sie uns von nachhaltigem Hausbau, von der Freude, Freunde zu empfangen, und von ihrem favorisierten Reiseziel im Sommer. Hereinspaziert!

Liebe Alex, wie lebst du?

Ich lebe mit meiner großen Liebe, meinen drei lautstarken Buben und mittlerweile unserer Mischlingshündin Frieda (endlich weibliche Verstärkung!) auf knapp 170 Quadratmetern nahe der Ostsee zwischen den Inseln Rügen und Usedom. Nach einer sehr ausdauernden Suche fanden wir hier mitten im Dorfkern ein ruhiges grünes Grundstück direkt neben dem wilden Pfarrgarten. Die Ruhe, die Tiere und der freie Blick auf die Sterne haben uns von Anfang an begeistert! Trotzdem sind wir mit dem Fahrrad in 15 Minuten in der kulturell lebendigen Studentenstadt Greifswald.

Erzähle uns doch bitte ein bisschen von dir ...

Ich bin 39, freiheitsliebend, habe einen Dickkopf und Kampfgeist – geht nicht, gibt’́s bei mir nicht. Neben meiner Kreativität habe ich eine ausgeprägte Toleranz, das Talent, gut zuhören zu können, und irgendwie auch eine gewisse Zurückhaltung. Nach einigen Semestern Jura bin ich meiner wahren Leidenschaft, dem Zeichnen und Gestalten, gefolgt und studierte Grafikdesign.

Da ich alles mit einem form- und spannungsprüfenden Auge betrachte und mich daher gestalterisch nur ungern einschränken möchte, entwerfe ich nun Möbel, würfle am Herd spontan Dinge zusammen, nähe Faschingskostüme, illustriere Postkarten, fotografiere, bemale Wände und entwerfe strategische Imagekampagnen. Daher fühle ich mich als selbstständige Unternehmerin mit meinem kleinen, aber feinen Design-Studio genau richtig am Platz, um mir meine vielfältigen Projekte einfach selbst auszusuchen.


Was hat dich am Hausbau gereizt?

Mit dem Beginn unseres Projektes „Hausbau“ eröffneten sich für mich völlig neue Möglichkeiten der Gestaltung. Angefangen mit einem Stück Millimeterpapier und der Frage: „Welche Wandstärke hat so ein Haus eigentlich?“, kannte ich mich nach einem Jahr so gut aus, dass ich „unser Haus“ an meinem Schreibtisch vollständig geplant, gezeichnet und in 3-D ausgearbeitet hatte, mit Kind Nummer drei links, Stift, Lineal und Maus rechts. Technische Hilfe hatten wir von einem Architekten.

„Mit dem Beginn unseres Projektes ‚Hausbau‘ eröffneten sich für mich völlig neue Möglichkeiten der Gestaltung.“



Worauf hast du bei der Gestaltung deines Zuhauses Wert gelegt?

Bei unserem Haus war uns am wichtigsten, dass es nachhaltig, effizient, ökologisch gesund, anpassungsfähig und hell wird. Dazu gehörten natürlich die Materialwahl wie Holz, das energetische Konzept mit sehr guter Dämmung, Wärmepumpe und Solarthermie, aber auch der Einsatz einer effizienten Bauform und -größe. Außerdem haben wir nur regionale Firmen beauftragt.

Damit das Haus alle Lebensphasen meistert, haben wir einen großen Allraum im Erdgeschoss, und mein ebenerdig gelegenes Büro ist so konzipiert, dass es später z. B. als Pflegezimmer oder Doppelschlafzimmer genutzt werden kann.

Wie würdest du deinen Wohnstil beschreiben?

Modern, also nachhaltig – innovativ, kreativ – authentisch, aber nicht chaotisch – ruhig, aber nicht monoton – harmonisch, aber mit Spannung – natürlich – geordnet, aber nicht aufgeräumt und NIE fertig! Denn Wohnen ist wie das Leben: ein Prozess ohne Stillstand.

Wo kaufst du selbst gerne Möbel ein?

Hier ganz im Nordosten bin ich etwas von der schöndesignten Welt abgeschnitten. Daher recherchiere ich meist im Netz oder in Zeitschriften und Katalogen. Wenn es dann ernst wird, fahre ich nach Berlin oder Hamburg zum Anfassen und „Probieren“. Besonders viele geknickte Ecken sind bei mir im MAGAZIN (von Manufactum) zu finden, aber auch bei smow oder Connox.


Rein hypothetisch: Welchen Wohntraum würdest du dir noch erfüllen?

Einmal ein ganz klarer, kantiger, moderner Kubus mit großen Glaseinschnitten, Beton und Holz zwischen Dünen am Meer. Im Inneren wäre alles aufs Notwendigste beschränkt mit ausgewählten hochwertigen Materialien bestückt und immer läge der Fokus auf der wilden Natur da draußen. Tja, aus einem Inselkind bekommt man das Meer wohl nie wieder heraus.

Variante zwei wäre eine riesige Etage – mit angemessener Dachterrasse ;) – eines alten Fabrikgebäudes inmitten der Stadt. Meterhohe Decken, charismatische Wandoberflächen, Estrich- und Parkettboden, eine offen eingezogene Zwischenebene, Rohre, Stürze, Pfeiler. Die Raumfunktionen werden mit zu Inseln gefassten Teppichen und Möbeln definiert, die beweglich bleiben.

  


Hat sich dein Wohnstil innerhalb der letzten zehn Jahre verändert?

Ja! Bis vor etwa vier Jahren wohnten wir zehn Jahre lang in einem schönen Altbau mit Flügeltür undhohen Decken. Da standen alte Gründerzeit-Küchenschränke, ein alter pallisanderfarbener Eichenschreibtisch, ein roter Vitrinenschrank, ansonsten ein paar Landhausdetails und Vieles in Weiß. Als die Entscheidung stand, dass wir neu bauen, war mir sofort klar, dass es ein ziemlich gerades, schnörkelloses und nachhaltiges Haus werden sollte.

Und in dieses lädst du gerne Freunde ein …

Wir leben seit jeher ein „offenes Haus“. Das heißt, man kann uns jederzeit spontan besuchen kommen. Ich mag es aber auch, den Tisch fein herzurichten, gute Musik dazu, ein Glas Sekt oder Wein zu trinken und dabei am Herd zu werkeln, während Geschichten erzählt und Probierlöffel verteilt werden.
Das war EIN Grund für unsere Kochinsel.

Außerdem soll man bekanntlich schöne Dinge miteinander teilen, damit sie mehr werden! Wenn dann die Kinder nach fünf Minuten die Tafel verlassen haben, kann man sogar echte Gespräche führen, die oft zu schlafenden Kindern im Obergeschoss und fröhlich ausgelassenen Erwachsenen im Untergeschoss führen.

Welchen Interior-Designer würdest du gerne mal persönlich kennenlernen?

Stefan Diez und Patricia Urquiola. Die innovative formschöne Sachlichkeit von Stefan Diez und die weiche, etwas verspielte und doch klare Formsprache von Patricia Urquiola finde ich zum Niederknien schön und ausgesprochen modern.


Was für ein Koch-Typ bist du?

Beim Kochen mag ich Rezepte, die raffiniert, aber nicht kompliziert sind. Oft ist es die überraschende Kombination von Zutaten, die ein Genusserlebnis ausmachen. Bei mir kommt z. B. Mango in die Kürbissuppe, Brombeermarmelade in den Schokoladenkuchen und Rosmarin ans Pflaumendessert.

Was gelingt dir in der Küche immer?

Für eine große Runde im Herbst und Winter koche ich am liebsten Hirsch- oder Wildgulasch mit Pasta oder Thüringer Klößen. Den kann ich wunderbar vorbereiten und er riecht so gut. Dazu ein Wildkräutersalat und Rosmarin-Rotwein-Pflaumen mit Vanilleeis oder ein Tiramisu – und am besten alles mitten auf den Tisch.


Wohin fährst du gerne in den Urlaub?

Ein Ort, der uns jedes Mal alle begeistert, ist die herrliche Insel Bornholm. Die Landschaft ist unglaublich abwechslungsreich und das auf gerade mal 590 Quadratkilometern. Mein dynamisches Trio kann dort die Klippen rauf und runter klettern, einen Bach bis zum donnernden Wasserfall hinauf durch Bärlauchwälder entlanghüpfen, meterhohe weiße Dünen runterjumpen, Steine sammeln und vor allem werfen, Skateboardfahren und rumstreunen. Wir Großen genießen die Ruhe, die Natur, den frischen Räucherfisch, die Glaskunst, die bildschönen dänischen Städtchen und Dörfer und dass hier alles so wunderbar unverkrampft erscheint. Im Mai muss man weder am legendären Eisstand in Gudhjem anstehen, noch Bastel- oder Zuschauerplätze in den Glaswerkstätten vorbestellen, kann hinter Bela B. im Brogsen in Snogebaek Käse kaufen und mutterseelenallein am weiten weißen Sandstrand von Strandmarken rumliegen.

Was auch immer geht, ist Sommerurlaub im Spreewald. Die Männer lieben es, sich kreuz und quer durch die verwunschenen und schattigen Kanäle zu paddeln, dabei dem Eisvogel hinterherzugleiten, mit Nutrias zu baden, Hefeplinsen zu vertilgen und Schleusendienst zu schieben. Hier komme sogar ich dazu, ein ordentliches Buch – inklusive Ende – zu lesen. Ich liebe es, dass die Uhren hier irgendwie langsamer laufen.

„Tja, aus einem Inselkind bekommt man das Meer wohl nie wieder heraus …“


Nach Hause kommen bedeutet für dich ...

Anzukommen, Freude, Freiheit, Erdung, Familienglück, Trubel und Stille, Helligkeit, Ruhe und Einsamkeit, Genuss und Geselligkeit und jede Menge Lachen …

Gab es für dich einen besonderen SoLebIch-Moment?

Es gab nicht den einen Moment, aber viele kleine, feine Kommentare und Nachrichten, die mir wunderbare und wertvolle Minuten mit einem Grinsen im Gesicht geschenkt haben. Es wurde ja schon oft erwähnt, aber der Spirit in der Community ist wirklich einmalig und ich betrachte den Austausch hier als echte Bereicherung.

Vielen Dank liebe Alex für dieses spannende Interview!


In Alex SoLebIch-Profil findet ihr noch mehr Bilder aus ihrem schönen Zuhause. Folgt ihr, um kein neues Bild zu verpassen!

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