Im Garten mit … Mitglied Herbstzeitlose: „Es sollte jeden Monat etwas blühen – nicht erst alles im Juli und dann ist tote Hose.“

von Sebastian

Bevor wir das SoLebIch-Gartenjahr allmählich ausklingen lassen, nutzen wir heute wieder die Chance, durch das spätsommerliche Draußenzimmer eines Mitglieds zu wandeln. Wir sind bei Patricia (63) aka @Herbstzeitlose vor den Toren der Hauptstadt, deren grünes Paradies sich wie das Who’s who der Gartenpflanzen liest. Hier haben wir es gefunden: das ganze A(stern) B(ambus) C(lematis) in Grün!

„Meinen Garten würde ich als meinen inneren Kraftort, mein Gym und meine Beruhigungspille bezeichnen“, sagt das ehemalige Model über ihren liebevoll gestalteten Garten auf dem 830 qm großen Grundstück, der mit seinen verwunschenen Wegen, vielfältigen Beeten und versteckten Sitzecken genau das auf uns ausstrahlt: Ruhe. Warum wächst der Garten nach fünf Jahren derart üppig und was haben zwei große Lkws damit zu tun? Welche Pflanzen genau haben hier ihr Zuhause und welche dürfen nicht mehr einziehen? Warum genießt Patricia in diesen Tagen ihr grünes Idyll besonders? Ein Spaziergang durch ihren Garten gibt Antworten …

Am Ende des Beitrages gibt euch Patricia noch einige wertvolle Tipps für die Gartenplanung.

Liebe Patricia, bitte erzähle ein bisschen über dich und dein Zuhause.

Ich bin 63 Jahre und seit 27 Jahren verheiratet. 25 Jahre habe ich als – wie ein guter Freund sagt – „internationales Modul“ gearbeitet und mach jetzt schon lange beruflich NIX mehr. Ich wohne mit meinem Mann und unserem heiß geliebten Hundekind Anton vor den Toren der Hauptstadt. Wir haben uns hier vor fünf Jahren in den Wahnsinn „Architektenhaus bauen“ gestürzt und bewohnen nun einen 124 qm großen Bungalow auf einem Grundstück von 830 qm.

„Wir sind mit zwei 7,5-Tonnern an Gehölzen und Stauden aus dem alten Mietgarten umgezogen.“

Dein Garten grünt und blüht ja in voller Pracht. Ist das alles erst in den letzten fünf Jahren gewachsen?

Das Grundstück war total zugewuchert mit einem Hain aus Essigbäumen und Unmengen von Brennnesseln. Noch Jahre später habe ich Reste von den Bäumen aus den Beeten gebuddelt. Das Besondere an dem Grundstück ist, dass wir sechs zum Teil sehr alte Bäume auf dem Grundstück haben. Dazu gehört eine 120 Jahre alte Eiche, ein alter Walnussbaum, ein knorriger Apfelbaum und vorn am Haus eine Krüppelkiefer sowie zwei Ahorne. Irre viel Laub im Herbst, aber wunderschöne Wintersilhouetten und sehr schöner Wanderschatten, wenn die Bäume Laub tragen. An der Längsseite stehen noch ganz alte Fliederbüsche und Bauernjasmine, die haben wir vom Gärtner auf Stock setzen lassen, damit sie wieder schön von unten austreiben. Durch die ollen Bäume sieht der Garten heute aus wie ein alter eingewachsener.

Es durften jedoch auch einige Pflanzen aus eurem vorherigen Garten mit umziehen …

Ja, wir sind mit zwei 7,5-Tonnern an Gehölzen und Stauden aus dem alten Mietgarten umgezogen und die mussten alle sehr schnell in den Boden, nachdem sie vorher erst mal ausgebuddelt wurden. Mit umgezogen sind damals drei Zierkirschen, einige Hortensien, die Rhododendren, ein paar Rosen, Forsythien, Kupferfelsenbirnen, drei große Bambusse und Massen an Stauden, darunter jede Menge Hostas und Farne. Heute weiß ich nicht mehr, wie ich das geschafft habe.

Wie bist du beim Anlegen des Gartens vorgegangen?

Ich habe den Garten fast komplett allein angelegt – mein Mann hat bei der Hecke geholfen und beim Unkrautjäten lag er auch weit vorne.

Hattest du bestimmte Vorstellungen, bevor es mit der Gartengestaltung losging?

Die einzige Vorstellung, die ich von Anfang an hatte, war eine Pergola am Ende des
Gartens als Sichtachse, wenn man aus dem großen Terrassenfenster schaut. Darunter sollte unbedingt ein kleiner Sitzplatz sein.

Der hintere Teil des Gartens mit der Pergola

Gib uns doch einen kleinen Überblick, was bei dir alles so wächst.

Oh je, ja, was wächst bei mir? Da hol ich jetzt doch mal meine schlaue Gartenkiste zurate: Also ... ich habe 19 Rosen und 21 Hortensien, vier Schneebälle, zwei Kugelahorne, einen Japanischen Ahorn, drei Zierkirschen, drei Zieräpfel, einen Lebkuchenbaum, sieben Rhododendren, vier Hibiskusse, einen kleinen Blumenhartriegel Cornus kousa sowie drei Cornus alba „Elegantissima“ und diverse Füllsträucher und auch Bambus. Dazu kommt einiges an Gräsern, Herbstanemonen, Waldgeißbärten, Knöterich, Wiesenknöpfen, Astern, Flammenblumen, Königsfarnen, Hostas, Indianernesseln, Blutweiderich, Silberkerzen, Färberhülsen, Mexikonesseln, Staudensonnenblumen „Lemon Queen“, Fetthennen, Kandelaber Ehrenpreise, frühe Taglilien, Katzenminze, Frauenmantel, vier Forsythien, fünf Kupferfelsenbirnen …

Wow, das ist ja einiges!

Ach – und nicht zu vergessen: zwei riesige Clematis montana. Die eine rankt inzwischen sechs Meter hoch in den Walnussbaum hinein und beduftet im Frühjahr den Garten mit Schokolade.

Was blüht bei dir wann?

Hihi, soll ich das wirklich alles auflisten? Ich fasse mich kurz: Es geht los mit den schon im Januar und Februar blühenden Zwiebeln, dann die zeitverschoben blühenden Tulpen, Narzissen, Staudenvergissmeinnicht und Frühlingsphlox. Zusammen mit den Tulpen und Narzissen blühen immer auch die Forsythien sowie die Zierkirschen und -äpfel. Kurz darauf schließen sich die Kupferfelsenbirnen an, die im Frühling so schön blühen. Dann kommen leckere Beeren, man muss aber schneller sein als die Vögel, und im Herbst gibt es leuchtendes Laub. Im Anschluss kommen die Taglilie, die „Maikönigin“, die Färberhülse sowie die Rhodos, Katzenminze, Frauenmantel, Kandelaber Ehrenpreis „Lavendelturm“ und Hostas. Im Juni und Juli sind es die Rosen und Hortensien. Ab diesem Zeitpunkt melden sich so langsam die verschiedenen Astern bis in den späten Herbst hinein zu Wort; dazu die Gräser, Herbstanemonen und Fetthennen. Ganz spät blühen dann noch die Silberkerzen. Und wenn der Dezember nicht zu frostig ist, habe ich unglaublich stark duftende Blüten in Rosa an einem meiner Duftschneebälle.

Links vom Haus schlängelt sich ein Kiesweg um die Beete. Dort befindet sich auch eine kleine Küchenterrasse, auf die morgens die Sonne scheint.

Welche Pflanze würdest du nicht mehr kaufen?

Ich würde NIENIENIE wieder Blauregen kaufen! Der treibt zu stark und ich schneide ihn mindestens fünfmal im Jahr. Außerdem nie mehr stark Ausläuferbildendes, wie man es oft bei den niedrigen Astern findet. Erst dieses Jahr habe ich wieder Massen über eBay verschenkt.

Hast du einen Tipp für pflegeleichte Pflanzen?

Jederzeit einziehen dürfen Knöteriche, Färberhülsen, Rispenhortensien und Gräser, Gräser, Gräser.

„Wichtig zum Wohlfühlen im Garten ist es, auch mal fünfe gerade sein zu lassen, nicht immer gleich von der Liege aufspringen, wenn man Unkraut oder Abgeblühtes gesehen hat.“

Zu welcher Jahreszeit genießt du deinen Garten am meisten?

Klar, freue ich mich auf alles, was im Frühling so aus dem Boden sprießt, aber meine
Lieblingsjahreszeit im Garten und auch so ist der Spätsommer. Ich liebe dieses Licht, die Stimmung ist schon so leicht gedämpft und es riecht so toll nach Erde und – es regnet auch mal wieder. Ich mag es am liebsten, wenn es nicht mehr so furchtbar heiß ist und man zusehen muss, wie alles so wegschmokelt.

Durch den eisernen Rosenbogen, der den Kiesweg abgrenzt, gelangt man in den hinteren Teil des Gartens, an dessen Ende eine Pergola steht. Hier befindet sich auch einer der vier Sitzplätze im Garten (Terrassen ausgenommen).

Wo befindet sich dein Lieblingsplatz im Garten?

Wir haben so viele kleine, auch versteckte Sitzplätze, dass ich alle mag. Komischerweise sitze ich nicht so gerne auf der großen Terrasse, es sei denn, wir haben Freunde zum Essen eingeladen.

Wichtig zum Wohlfühlen im Garten ist … ?

… auch mal fünfe gerade sein lassen, nicht immer gleich von der Liege aufspringen, wenn man ein Unkraut oder Abgeblühtes gesehen hat. Das hab ich mir abgewöhnt.

Die große Terrasse

Eine Sache liegt dir im Garten ganz besonders am Herzen ...

Ja, ganz, ganz wichtig ist mir, dass er insekten- und überhaupt tierfreundlich ist. Es summt hier von Februar bis in den späten Herbst hinein. Das geht bei den Stauden los. Bei mir gibt es keine Chemie, inzwischen auch kein Schneckenkorn mehr. Wir haben Igel, denen tut man nix Gutes damit. Wir haben das zweite Mal ein riesiges Hornissennest im Garten. Entgegen aller Meinungen sind sie nicht aggressiv, wir hatten einen Fachmann hier, der uns beraten hat. Es schwirren große und kleine Libellen rum, da ich im Garten verteilt Wasserschalen stehen habe. Zwar ist die Brennnessel eine ständige Herausforderung, sie darf aber an kontrollierten Stellen wachsen, da sie wichtig für bestimmte Falter ist. Wir haben kleine Schrecken und die großen grünen Heupferde und mein Mann hat vor ein paar Tagen Eidechsen auf dem Kiesweg gesichtet. Grandios! Das Grundstück wird durch eine wilde Brombeerhecke von ca. 34 Metern von einem Feld abgegrenzt – ein super Ostwindschutz und ein wunderbares Vogelschutzgehölz. Man kann sich nicht vorstellen, wie viele verschiedene Vogelsorten dort im Frühling nisten. Und im Herbst treffen sie sich dort, um sich auf die Reise zu begeben.

Mit welchen Gartenmöbeln hast du deinen Garten ausgestattet?

Gartenmöbel sind bei uns immer noch ein Thema und erst im nächsten Jahr finanziell möglich. Wir hatten diese recht schönen Plastik-PS-Sessel in Schwarz von IKEA gekauft, leider sind sie total ausgeblichen. Dann haben wir von Jan Kurtz drei Liegen, die reißen leider auch schon. Das fällt also alles unter die Kategorie, was ich noch im Garten verwirklichen möchte. Da hätte ich dann gerne Arondirac Chairs und den Thinking Man Chair.

Was rätst du allen Gartenneulingen, die bald ihren Garten planen und anlegen möchten?

Wenn man nicht gerade Gartenprofi ist, sollte man unbedingt Geld für einen Gartenarchitekten einplanen. Das ist schon arg teuer, aber es lohnt sich! Oder man sollte zumindest eine Gartenberatung mit Pflanzplänen per Quadratmeter in Erwägung ziehen.

Könntest du uns noch ein paar weitere Tipps für die Gartenplanung geben?
  • Sich darüber im Klaren sein, in welche Richtung die Reise gehen soll
  • Von Groß nach Klein planen
  • Nicht unbedingt alles auf einmal schaffen wollen
  • Nicht als Erstes den Rasen ins Auge fassen
  • Drinnen und draußen sollten zusammenpassen.
  • Beleuchtung, Wasser, Wege, Gartenhaus, Spielplatz, Kompostplatz etc. planen
  • Wirklich dem glauben, was auf den Pflanzschildern in Bezug auf Mindestabstände und Höhen beschrieben ist
  • Wenn es am Anfang noch etwas kahl aussieht: einjährige Sommerblumen dazwischen setzen
  • Nicht zu bunt werden: nicht zu viele unterschiedliche Pflanzen oder Gehölze setzen
  • Entweder in größeren Gruppen pflanzen oder als Thema durch den Garten ziehen
  • Es sollte jeden Monat etwas blühen, nicht erst alles im Juli und dann ist tote Hose.
  • Auf Stauden und Gräser mit schöner Wintersilhouette achten, also auf schöne Samenstände, die auch gut als Nahrung für verschiedene Vögel sind
  • Erst abschneiden, wenn es total unansehnlich wird; spätestens im auslaufenden Winter

Liebe Patricia, vielen Dank für das schöne und spannende Interview im Grünen!

Um in Zukunft kein Bild mehr zu verpassen, könnt ihr @Herbstzeitlose hier folgen.

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