„Nach 32 Umzügen bin ich in meinem alten Bauernhaus endlich angekommen!“ – Zu Besuch bei squirrliwohnt in Zürich

von LisaSophie

Claudia aka @squirrliwohnt war schon als Kind verrückt nach Möbeln – bereits mit 12 Jahren hat sie sich von ihrem Taschengeld Biedermeierstühle gekauft! Die Vorstandsassistentin hat schon in London, Florenz und Paris gelebt. Vor kurzem hat sie schließlich in ihrer Heimat, der Schweiz, ihr Traumhaus gefunden. Modernes trifft dort auf Historisches und Edles auf Rustikales. Das alte Bauernhaus ist durch die vielen Fenster wunderbar hell. Aus den weißen Sprossenfenstern schaut Claudia auf die Berge und ihren großen Garten, in dem auch mal Kälbchen grasen. „Ein Wochenende zu Hause fühlt sich für mich wie ein Wellnessurlaub an“, sagt die 51-Jährige. Wir verstehen, warum. Hereinspaziert!


   

Liebe Claudia, bitte erzähle ein bisschen über dich: Wie alt bist du und was machst du beruflich?
Ich heiße Claudia und lebe mit meiner Tochter Carlotta in einer Mädchen-WG in der Nähe von Zürich. Bald werde ich 52. Seit einem Jahr leben wir in einem renovierten Bauernhaus auf dem Lande. In die Stadt ist es nicht weit, also die perfekte Lage. Dieses Haus und ich haben uns einfach gefunden! Eigentlich hatte ich gar nicht die Absicht, umzuziehen. Und dann habe ich mich innerhalb eines Tages für diese neue „Liebe“ entschieden.

Wegen einer noch größeren Liebe bist du häufig in Asien ...
Ja! Ich habe ein zweites Zuhause in Asien, wo ich leider nicht so oft sein kann, wie ich es gerne wäre. Mein Partner lebt seit acht Jahren in Seoul, Südkorea. Er ist Ingenieur und hat wie ich aus beruflichen Gründen schon immer viel im Ausland gelebt, vor Korea in Italien, dann in Aserbaidschan. Der asiatischen Lebensweise hängt er besonders an, und nachdem sein Assignment dort fertig war, hat er sich in Seoul selbstständig gemacht. Irgendwann werden wir entscheiden müssen, ob wir in der Schweiz oder in Korea leben. Obwohl ich durch meinen Job in der Modebranche auch immer viel unterwegs war, bin ich nun in Zürich sesshaft geworden und arbeite hier als Vorstandsassistentin in einem internationalen Schmuckunternehmen.

   

Da bist du ja wirklich viel unterwegs. Was bedeutet es dir, nach Hause zu kommen?
Nach vielen Jahren im Ausland und 32 Umzügen in über 50 Jahren bedeutet nach Hause kommen für mich, eine Heimat und Wurzeln zu haben. Hier kann ich einfach sein, hier kann ich meine Stimmungen leben, kann alleine sein und bin doch nie einsam. Ein Wochenende daheim, ohne Verpflichtungen, ist für mich wie ein Wellnessurlaub.

32 Umzüge, das ist ja Wahnsinn! Wie kam das?
Schon als Kind bin ich durch den Beruf meines Vaters, der Textilingenieur war, häufig umgezogen. Scheinbar habe ich dieses Vagabundendasein verinnerlicht und mir durch den Beruf oder die Liebe auch später immer wieder neue Lebensmittelpunkte gesucht. Ich habe in Florenz, Paris, Madrid, und vielen anderen Städten gewohnt. Der Vorteil ist, dass ich so die Möglichkeit hatte, viele verschiedene Wohnformen auszuprobieren: In der Hinterhofwohnung am Montmartre habe ich mich genauso wohl gefühlt wie in dem Steinhaus in einem alten 100-Seelen-Dorf in den Schweizer Bergen.


   

Worauf legst du bei der Gestaltung deines Zuhauses wert?
Mein Zuhause ist ein Gegenpol zu meiner Persönlichkeit. Im Alltag bin ich sehr umtriebig und ein wenig hektisch, daher muss mein Zuhause mir Ruhe vermitteln. Das gelingt durch dezente Farbe, reduzierte Möblierung und Ordnung.

Beschreib doch mal deinen Wohnstil.
Ich habe kein gestalterisches Konzept oder einen bestimmten Stil. Meine Käufe sind meistens spontane und unvernünftige Entscheidungen aus der Lust heraus. Ich suche nicht, sondern finde eher zufällig Möbelstücke oder Accessoires, die mich ansprechen. Wichtig ist, dass diese ins große Ganze passen. Dieses Ganze, mein Zuhause, ist dann häufig sehr gegensätzlich: antik und modern, puristisch, mit verspielten Elementen. Zudem mag ich kleine Räume mit vielen Ecken, in denen ich mich nicht verliere und die Platz für schlichte Inszenierungen lassen.

Dein Wohnstil in drei Worten?
Improvisiert, kontrastreich, mit Liebe zu Details.

Welcher ist dein liebster Einrichtungsgegenstand und warum?
Momentan ist das ein Bild in meinem Esszimmer von Reinhard Görner: eine Fotografie einer Gemäldegalerie in Berlin. Wir haben das Bild als Anlass genommen, um genau diesen Winkel in den Museen in Berlin zu suchen und zu erfahren, welche Gemälde darauf abgebildet sind.
Ich mag auch gerne meinen alten Wäscheschrank, den ich mir aus einer antiken 300-jährigen Zimmertür aus dem Appenzell von einem Schreiner habe machen lassen. Zusammen mit dem Industriespind ist das eine spannende Kombination. Auch das Meißner Porzellan liebe ich sehr und jedes andere Stück, das mir meine Mama überlassen hat.


   

Was liebst du an deinem Zuhause besonders?
Das Haus und jeder Raum erzählen eine Geschichte, sei es durch die Historie des Hauses, das 1815 erbaut wurde, oder die Möbel, die ich entweder mit Epochen oder mit Erlebnissen verknüpfe.
Und natürlich liebe ich die Nähe zur Natur, den großen Garten, der an die Weiden angrenzt, und meinen Gemüsegarten. In diesem Sommer haben drei schottische Hochlandrinder unter meinem Fenster ihre Kälbchen bekommen. Für mich war das das Highlight des Jahres! Seitdem gehören Elliot, Elton und Elvis und ihre Mütter zur Familie.

Welche Muster, Farben und Materialien magst du besonders?
Ich möchte dem Geist des Hauses und der Natur um uns herum gerecht werden. Von jedem Raum  blickt man in die Natur, von manchem auch auf die Berge. Die Basis ist daher immer Holz und die Farbe Weiß, dazu habe ich im Wohn- und Schlafzimmer grüne Farben gewählt und im Esszimmer blaue Eistöne. Seit ich in das Bauernhaus gezogen bin, liebe ich Altholz und Naturmaterialien, wie den alten Steinboden in meiner Küche. Muster mag ich sehr, allerdings nur als Eyecatcher, wie die Harlekinkommode oder das Kissen im Toile-de-Jouy-Stil. Ein Wunsch von mir wäre auch eine Trompe-l'Œil-Tapete.

Was hast du in deinem Zuhause alles selbst gemacht?
Ich habe ein paar Objekte aus Pappmaché gemacht, ansonsten sehr wenig. Ich bin ein guter Theoretiker, mit viel zu wenig Geduld für die Praxis.


   

Wer oder was inspiriert dich, wo sammelst du Ideen?
Viele Kleinigkeiten im Alltag können mich inspirieren: ein Tisch im Restaurant, eine tolle Schaufensterdekoration oder auch eine Operninszenierung. Internetadressen und schöne Stylings für mein Moodboard sammle ich aus Wohnzeitschriften. Und ich bin ein fleißiger Follower auf Instagram, viele Accounts sind sehr kreativ und inspirierend.

Woher kommt deine Leidenschaft fürs Einrichten?
Schon als Kind hatte ich ein starkes Bedürfnis, mich zurückziehen zu können. Mein Zimmer wurde eine Spielwiese für Dekorationen, in denen ich mich wohlfühlen konnte. Meine Mutter war zudem als Hutmacherin sehr kreativ mit Farbe und Materialien, vielleicht habe ich dieses Gen von ihr. Mit zehn Jahren habe ich mir von meinem gesparten Taschengeld einen alten englischen Sekretär gekauft, mit zwölf Biedermeierstühle. Meine ersten Wohnungen in München und danach in Paris einzurichten wurde dann zur Leidenschaft. In einer neuen Stadt unterwegs zu sein und kleine Schätze zu finden liebe ich bis heute.


   

Welche großen Wünsche würdest du dir gerne erfüllen, und wie sähe deine Traumwohnung aus?
Wenn Geld keine Rolle spielen würde, würde ich mir ein altes Engadinerhaus oder ein Rustico kaufen und umbauen. Und ich würde in Kunst investieren. Ich hätte gerne eine Röntgenfotografie von Nick Veasey, am liebsten den überdimensionalen Mini.

Hast du neben dem Einrichten noch andere Leidenschaften?
Ich liebe Sport in der Natur: Klettern, Rudern auf dem Zürichsee und Wandern. Und mein Plan für dieses Jahr ist es, Kalligrafie zu lernen oder mich mehr mit Fotografie zu beschäftigen.

Bei dir vergeht kein Tag ohne:
Einen Espresso im Bett vor dem Aufstehen. Und schauen, wie es Elliot, Elvis und Elton geht …

Drei Dinge, die wir noch nicht über dich wissen:
Ich sammle illustrierte Kinderbücher für die Kleinsten.
Ich bin ein Klassik-Groupie – ich suche Städte, in denen das Verdi-Requiem gespielt wird, und reise dorthin.
Mein Name auf SoLebIch hat den Hintergrund, dass mich Freunde Squirrly nennen. Sie finden, dass ich etwas von einem Eichhörnchen habe, da ich äußerst tagaktiv und immer in Bewegung bin.

Gab es für dich einen besonderen SoLebIch-Moment?
Ich bin erst seit etwas mehr als einem Jahr auf SoLebIch. Diesen Moment hatte ich bereits sehr schnell, als Dessie ein Ölgemälde gepostet hat, für das sie eines meiner Fotos als Inspiration verwendet hat. Schön zu sehen, dass nicht nur ich mich inspirieren lasse, sondern dies tatsächlich gegenseitig geschieht.


   

Vielen Dank für das schöne Interview, liebe Claudia!

Schon bald könnt ihr auf SoLebIch auch Claudias Cityguide über Zürich finden.

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