"Alles für den Altbau-Charme!" - Zu Besuch im neuen Zuhause von FräuleinOtten am Bodensee

von Kati Tiringer

Eine Altbausanierung ist kein einfaches Projekt. Dass sich die viele Arbeit aber auszahlt, beweist das schöne Zuhause von Stephanie aka FräuleinOtten. Vor einem Jahr zog die 40-Jährige mit ihrem Mann und den beiden Söhnen ins  neue Heim am Bodensee, ein Kaffeemühlenhaus von 1936, das sie zuvor komplett saniert haben. Aus zwei Wohnungen wurde eine; ein 240 Quadratmeter großer Lebensraum für die ganze Familie. In ihrer Homestory zeigt sie uns heute ihr schönes Zuhause mit vielen tollen Lieblingsstücken und erzählt, wie das Haus nach ihren Wünschen mit ökologischen Mitteln umgestaltet wurde. Hereinspaziert!


Liebe Stephanie, wie lebst du?
Ich wohne mit meiner Familie in Stockach am Bodensee. Unser Kaffeemühlenhaus, Baujahr 1936, haben wir vor dem Einzug im Juni 2016 komplett saniert: Aus zwei Wohnungen wurde unser Zuhause; mit Keller haben wir zu viert 240 Quadratmeter.

Wie würdest du euren Wohnstil beschreiben?
Wir wohnen mit einem Mix aus Vintage-Stücken, Designklassikern, nachhaltigen Produkten und Selbstgemachtem.

Hast du einen liebsten Einrichtungsgegenstand?
Da gibt es ein paar… das grüne Sofa im Esszimmer und der Spiegelschrank im Musikzimmer zum Beispiel. Beide sind elegant und einzigartig, Schätze, die es kein zweites Mal gibt. Ich hänge auch sehr an einigen Stücken aus meinen Kindertagen, wie zum Beispiel an meinem Kinderbett, in dem jetzt mein Sohn Oskar schläft.

Und welche Muster, Farben und Materialien magst du besonders?
Vor allem natürliche Materialien wie Holz, Filz und Leinen. Bei Farben liebe ich im Wohnbereich mineralische Töne von Grau bis Braun, am liebsten im Mix mit meiner Lieblingsfarbe Grün. In den Kinder- und Arbeitszimmern darf es aber gerne auch bunt sein.

Was machst du beruflich?
Ich bin Modedesignerin und gestalte und nähe für mein Label Fräulein Otten Wohntextilien, vor allem Kissen. Schon als Kind hatte ich viel Freude am Gestalten und sitze fast täglich an meiner Nähmaschine mit Blick in den Garten. (Stephanie hat für die SoLebIch-OsterbloggerEI ein süßes Hasen- und ein Fuchs-Kissen genäht. Hier geht es zur Anleitung.)

Verrätst du uns drei Dinge, die wir noch nicht über dich wussten?
Ich liebe Krimis, Rosen und mag Jazz-Musik.




Wie suchst du eure Einrichtungsgegenstände aus?
Alltagstauglich müssen sie sein – und im Gesamtbild gemütlich!

Und wo kaufst du sie?
Da wir sehr ländlich wohnen, bin ich wohl die typische Online-Bestellerin. Shopping macht auch mit den Kindern einfach nicht mehr allzu viel Spaß. Es gibt hier aber ein paar schöne Flohmärkte und Gebrauchtwarenhäuser, in denen ich mich gerne spontan verliebe.  In Überlingen mag ich die Läden Eigenart, Lunoa und Naturata. In Steißlingen befindet sich die tolle Gärtnerei Ammann und Blumen für jeden Tag gibt es in Stockach bei Wassmer.

Bitte beschreibe euren Wohnraum.
Im Erdgeschoss befindet sich unser Wohnbereich mit Musik- und Esszimmer, Küche, Speise- und Putzkammer, Garderobe und WC. Im ersten Stock befinden sich die Zimmer unserer beiden Söhne, Oskar, acht Jahre alt, und Elmar, fünf Jahre alt. Außerdem das Bad der Jungs und das Arbeitszimmer meines Mannes und mein Atelier. Das Dachgeschoss haben wir ausgebaut, hier schlafen wir.

Ihr habt auch das Erdgeschoss komplett umgebaut.
Ja, die einstige Erdgeschosswohnung ist jetzt unser offener Wohnbereich. Wir haben mehrere Durchgänge geschaffen aber bewusst auch Wände stehen lassen, um den Altbaucharakter zu bewahren und gemütliche Ecken zu schaffen. Das Herzstück bildet unser Grundofen, im Wohnzimmer als ganz schlichte Feuerstelle im puristischen Design, im Esszimmer dagegen mit einem historischen Kachelofen aus den 20er-Jahren.



"Ich lege großen Wert auf einen natürlichen Lebensstil - das spiegelt auch unser Zuhause wider!"



Was war dir bei der Sanierung eures Zuhauses wichtig?
Ich lege großen Wert auf einen natürlichen Lebensstil: Gesunde Ernährung, biologische Pflegeprodukte, alternative Medizin und der Waldorfgedanke sind mir sehr wichtig. Auch unser Zuhause sollte diesen ökologischen Anspruch erfüllen, deshalb sind zum Beispiel alle Wände mit Kalkglätte und Kalkfarbe gestrichen.

Wieso denn Kalkfarbe?
Durch die Farbe werden die Wände alkalisch und bleiben diffusionsoffen. Das Raumklima ist toll, ein bisschen so wie in einer Kirche.

Und das im ganzen Haus?
Ja, es gibt verschiedene traditionelle Techniken, mit denen die Kalkfarbe aufgetragen wird. In den Bädern wurde eine Kalkmarmor-Spachtelung verwendet, die im Anschluss mit flüssigem Bienenwachs gestrichen und somit Wasser abweisend gemacht wurde. In der Küche wurden die Wände geseift. Dadurch sind sie abwischbar und haben trotzdem diese typisch stumpf-matte Optik, die ich an Kalkfarben so liebe!

Habt ihr auch an anderen Stellen auf traditionelle Werktechniken zurückgegriffen?
Ja, weil die Böden im Erdgeschoss stellenweise ersetzt werden mussten, haben wir bei einem historischen Baustoffhändler 200 Jahre alte Dielen gekauft. Sie wurden ebenfalls geseift, eine Technik, die viel im Skandinavischen Raum verwendet wird. Die Böden bleiben dadurch schön hell, behalten aber ihren typischen Holzcharakter.

Wäre es nicht einfacher gewesen, in einen Neubau zu ziehen?
Das war für uns keine Alternative, denn der Charme eines Altbaus ist für uns durch nichts zu ersetzen. Deshalb wollten wir auch so vieles wie möglich originalgetreu sanieren.

Welche Tipps kannst du für eine Altbausanierung weitergeben?
Ich bin großer Fan von historischen Baustoffhändlern – wir haben auch originale Schachbrettfliesen aus den 30er-Jahren für den Flur und die Waschküche bei einem solchen gekauft. Leider haben wir oft die Erfahrung gemacht, dass Handwerker diese Baustoffe nicht verarbeiten wollen. Da unbedingt hartnäckig bleiben! Bei uns hat am Ende alles gut geklappt und alle waren begeistert vom Ergebnis.

Ist der Hausumbau eigentlich schon ganz abgeschlossen oder stehen noch Projekte an?
Der Außenbereich ist leider noch nicht fertig, der Garten ist aktuell unser größtes Projekt.

Dafür viel Erfolg und lieben Dank für das Interview!


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