Von blauem Himmel und grünen Wiesen: Urlaub in Cornwall, England

von Lena

Die Liebe zu stürmischer See und rauem Wind habe ich wohl von meinem Vater geerbt. Mit zischender Gischt und tosenden Böen kann man sich einfach am besten den Kopf durchpusten lassen. Perfekt, um Platz für frische Gedanken zu machen. Daher kam die Einladung meiner Schwiegereltern in Spe letztes Jahr zu Pfingsten wie gerufen: eine Woche Familienurlaub in Cornwall, England. Wie wahrscheinlich den meisten, war mir Cornwall zu diesem Zeitpunkt allein durch die kitschig-pastellfarbenen Sonntagabendfilme von Rosamunde Pilcher bekannt – was mir aber in Erinnerung geblieben ist, sind die wunderschönen Landschaftsaufnahmen. Und, was soll ich sagen – Rosamunde hat nicht zu viel versprochen ...

Das verträumte Städtchen Polzeath

Cornwall ist eine Grafschaft und gleichzeitig die südwestliche Spitze Englands –  eine Halbinsel, die wilde Moorgebiete sowie Hunderte Sandstrände umfasst, die dann an der Landzunge Land’s End zusammenlaufen. Das kleine Städtchen Polzeath, das für eine Woche unser Zuhause war, liegt direkt am Atlantik. Plymouth liegt eine gute Stunde entfernt, das wunderschöne Bristol und Bath ca. 3 Stunden.

Unsere Anreise:

Zugegeben – die Anreise war ein kleines Abenteuer, da mein Freund, sein 7-jähriger Sohn und ich zunächst nach London geflogen sind, um dann von dort ca. 5 Stunden mit dem Reisebus über Exeter nach Bodmin zu fahren. Dort wurden wir mit dem Auto abgeholt. Als wir endlich ankamen, war jedoch schnell klar, dass sich jede Stunde der Anreise gelohnt hatte, denn Polzeath ist einfach wunderschön gelegen.

Unsere Unterkunft in Polzeath:

Unser Bungalow mit Meerblick lag auf einem Hügel oberhalb des verträumten, kleinen Fischerstädtchens und der angrenzenden Bucht. Polzeath ist aber nicht nur ein Hotspot für Fischer – der Atlantik macht den Ort auch interessant für Surfer, Vogel-Beobachter und Wanderer. Unzählige Küstenpfade schlängeln sich entlang der Klippen und wer Glück hat, kann sogar Delfine beobachten. Aber nicht nur die Tiere sorgen für Aufsehen: Hin und wieder lassen sich auch prominente Urlauber wie Prinz William und Harry, Hugh Grant oder Politiker David Cameron hier blicken. Kein Wunder, dass es auch die Royals an diese Küste zieht! Wir hatten bis auf wenige Tage wunderschönes Wetter, sodass das Blau des Meeres und das Grün der Hügel umso intensiver schienen. Ich empfehle dennoch, auf jeden Fall eine gute Wind- bzw. Regenjacke einzupacken, denn englischem Wetter darf man einfach nicht trauen – ein Regenguss kommt oft überraschend.

Perfekt, um sich den salzigen Wind um die Ohren wehen zu lassen, ist der Pfad entlang der Klippen, der von der Bucht aus über die Hügel führt. An alten Steinmauern und Wildblumen entlang, gelangt man so zu einem unglaublichen Ausblick auf türkises Wasser und schäumende Gischt. Wir haben uns hier für eine Weile in die Sonne gelegt, den Wolken zugesehen und die Welt Welt sein lassen. Herrlich!

Essen und Trinken:

Kulinarisch kann man sich hier toll durch alle Arten von Seafood probieren – ich muss gestehen, dass ich auch das ganz einfache Fish & Chips super lecker finde. Das ist ein typisch englischer Snack, bestehend aus frittierten Fischstücken und grob geschnittenen Pommes, die oft entweder mit Essig beträufelt oder einfach mit Ketchup gegessen werden. Ein toller Spot, um über die Bucht zu sehen und den Sonnenuntergang zu genießen, ist The Waterfront. Wer mit den Locals den Abend bei einem Pint ausklingen lassen will, sollte in die Oystercatcher Bar gehen. Hier gibt es auch eine Vielzahl leckerer Gerichte, einen Pool-Table und Musik. Am letzten Abend unseres Aufenthalts waren wir im Cracking Crab mit einem wunderschönen Blick über Polzeath und das Meer von der Sonnenterrasse aus – Getränke und Speisen sind ein wenig hochpreisiger, aber den frischen Fisch sollte man definitiv probieren!

Tipp #1: Ausflug nach Tintagel Castle und der Mythos um König Artus

Auch wenn man einfach tagelang nur am Strand verbringen könnte, haben wir uns dennoch zu einem Tagesausflug nach Tintagel Castle aufgemacht. Die Burgruine mit gleichnamigem Dorf liegt ca. 30 Minuten von Polzeath entfernt und ist gut mit dem Auto erreichbar. Laut der Artus-Sage, die in den 1130er-Jahren verfasst wurde, fand in Tintagel die Zeugung von König Artus statt. Was für uns Erwachsene hauptsächlich landschaftlich und historisch eindrucksvoll war, wurde für Louis, den 7-jährigen Sohn meines Freundes, natürlich ein riesiges Abenteuer – welcher kleine Junge kann schon Rittersagen widerstehen?

Vom Ausgangspunkt am Fuße der Burgruine ging es zu Fuß treppauf, treppab entlang der scharfen Klippen und zunächst hinunter zur sagenumwobenen Merlins Cave. Angeblich lebte hier Merlin, für die meisten von uns als Zauberer und Magier bekannt, teilweise auch als Artus’ Zeugungshelfer – wie dem auch sei: Bei Ebbe kann man die komplette Höhle durchlaufen und sich dem Zauber vergangener Tage hingeben. Louis ist sich bis heute sicher, dass er den Geist von Merlin in der Dunkelheit der Höhle entdeckt hat.

Von der Höhle aus ging es dann immer höher hinauf bis auf eine Art Plateau, auf der die Reste der frühmittelalterlichen Burgmauern von Tintagel Castle ruhen. Leider ist nicht mehr allzu viel von der ursprünglichen Burg erhalten. Der Blick über die Klippen und die Überbleibsel der Grundmauern lässt dennoch erahnen, wie majestätisch die Anlage einmal gewesen sein muss.

Gerade der Aufstieg und auch die Höhe des Plateaus sind nichts für schwache Nerven und Beinmuskeln, daher sollte man ein Mindestmaß an Fitness mitbringen, um den Berg zu besteigen. Der Ausblick macht dann aber jede Schweißperle wieder wett. Vorsicht ist wie immer gerade mit jüngeren Kindern im angrenzenden Gift-Shop geboten, denn natürlich kann man dort alles von Kleidung bis hin zum Ritterschwert kaufen, was den Namen Artus trägt. Zum Abschluss unseres Tagestrips haben wir uns noch ganz traditionell eine Cornish Pasty gegönnt – eine für die Region um Cornwall bekannte, meist mit Rindfleisch, Kartoffeln, Steckrüben und Zwiebeln gefüllte, würzige Teigtasche. Nom nom nom.

Tipp #2: Krabbenfischen in Padstow

Nach zwei Tagen Ruhepause ging es für uns an einem der sonnigsten Tage der Woche zum Krabbenfischen nach Padstow, ebenfalls mit dem Auto ca. 30 Minuten von Polzeath entfernt. Das malerische Hafenstädtchen liegt am Kopf des Camel River und ist umgeben von wunderschönen weißen Sandbänken, die erst bei Ebbe sicht- und begehbar werden. Wir haben unser Auto am Ufer des Flusses geparkt, um dann mit der Fähre überzusetzen – ein kurzweiliges Vergnügen, das ich jedem empfehlen würde.

Hat man erst einmal angelegt, wird man sofort von einem trubeligen Menschenwirrwarr in Empfang genommen – denn es handelt sich um ein beliebtes Ausflugsziel für Einheimische und Touristen. Pittoreske Fischerhäuschen, windschiefe Fachwerkgebäude und Pubs dekoriert mit Fischernetzen und Angelhaken verleihen diesem Örtchen dennoch einen gemütlichen Charme. Padstow ist aber vor allem bekannt für das Krabbenfischen. Fast jedes Geschäft verkauft Sets mit Eimern, Netzen und Beute, um die Krabbeltierchen anzulocken. Mit ein wenig Geduld kann man so einen ganzen Nachmittag mit Angeln verbringen – oder man macht es wie wir und überträgt diese ehrenvolle Aufgabe den Großeltern, um lieber durch die engen Gässchen von Padstow zu schlendern und im Schatten ein kühles Bier zu trinken.

Mein persönliches Highlight des Tages war aber der Heimweg von Padstow nach Polzeath. Denn bei gutem Wetter und bei Ebbe kann man den kompletten Weg in 1,5 Stunden zu Fuß entlang der Sandbänke des Camel River laufen. Durch die unglaubliche Weite ergibt sich ein fast surreales Bild und mit den Füßen im von der Sonne erwärmten Wasser und mit Wind in den Haaren verschwinden alle Sorgen wie von Zauberhand.

Die beste Stärkung nach einem langen Spaziergang ist natürlich zunächst eine Tasse Earl Grey – bei Engländern einfach ein Allheilmittel für Alles– und zum Abendessen Fish & Chips. Wir haben in dieser Nacht seelig und tief geschlummert.

Jedes Ende ist ein neuer Anfang

Leider muss jeder Urlaub mal zu Ende gehen und so haben wir uns nach einer Woche wieder auf den Rückweg in die Heimat gemacht. Es war nicht einfach, auf Wiedersehen zu sagen. Cornwall hat sich aber seit dieser Zeit einen großen Platz in meinem Herzen erobert. Die Farben, das Salz in der Luft, der raue Wind und die unglaubliche Schönheit der Landschaft werden mir mit Sicherheit noch lange in Erinnerung bleiben. Umso glücklicher bin ich, dass Toms Eltern auch dieses Jahr beschlossen haben, mit uns nach Polzeath zu fahren – schon jetzt kribbelt es in der Magengegend vor Vorfreude darauf  ...



Ist von euch auch jemand Cornwall-Fan und hat Tipps für einen Ausflug, einen geheimen Ort oder einen anderen Küstenort in England? Ich freue mich über eure Anregungen!


Wer nun richtig Lust auf England bekomen hat, kann sich hier den Reisebericht über Wales von Mitglied @oceanside ansehen. 


Hier könnt ihr euch alle SoLebIch Reiseberichte ansehen

Kommentare (21)

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