Inseleinsamkeit – Meine Auszeit auf den Philippinen

von Sebastian

Sonne satt im Februar: Bei tropischen Temperaturen und sanftem Palmenrauschen durch türkisklares Wasser tauchen und dabei bis auf den Meeresgrund blicken. Hier am anderen Ende der Welt gibt es keine E-Mails, keine Termine, keine Verpflichtungen – außer vielleicht mit einem kühlen Bier im weißen Sand zu sitzen und stundenlang aufs Meer zu schauen. Für welche der 7.641 philippinischen Inseln ich mich entschieden habe? Palawan. Wie er tatsächlich war, dieser damals unwissend letzte Urlaub für längere Zeit? Ich zeige es euch!

Über Urlaubserinnerungen an Seesterne in leuchtenden Farben, beschämende Momente und erste Robinson-Crusoe-Erfahrungen …

Über 10.000 km entfernt von zu Hause auf einer der über 7.000 Inseln der Philippinen in einer Hängematte liegen und: nichts tun

Mittlerweile zähle ich auf meiner imaginären Strichliste an der Wand den 42. Tag im Homeoffice. Häufiger habe ich mich in den letzten Tagen dabei ertappt, in Gedanken immer wieder auf das südostasiatische Insel-Archipel im westlichen Pazifischen Ozean zu reisen – Alltagsflucht² quasi. Und weil gedankliches Verreisen in diesen Tagen besonders guttut, nehme ich euch heute mit auf eine Insel, die in ihrer Schönheit betörend ist: Palawan.

Eine der philippinischen Inseln ist Palawan, auf der ich so gut wie die gesamte Zeit meiner zweiwöchigen Reise verbracht habe. Möchte man mehrere Inseln besuchen, sollte man deutlich mehr Zeit einplanen.

Hinkommen – Weiterkommen – Ankommen

Um von Europa aus auf die philippinischen Inseln zu kommen, führt quasi kein Zwischenstopp an der Hauptstadt Manila vorbei. Besonders ärgerlich: Hat man eine ungünstige Ankunftszeit nach den über 15 Flugstunden erwischt, muss man dort auch nächtigen – was kein Reiseführer und kein Travelblogger empfiehlt. Ja, auch ich weiß nun: Manila kann schlauchen, denn ich habe dort eine Nacht und den darauffolgenden Tag verbracht.

Manila ist mit seinen 1,8 Millionen Einwohnern die Hauptstadt der Philippinen.

Der Verkehr ist so dicht, dass bei Einfahrt in die Stadt gut und gerne mal 2,5 Stunden vergehen können – so wie in meinem Fall. Ein schönes Stadtbild gibt es dabei leider nicht zu bestaunen, aber immerhin verstecken sich inmitten zahlreicher Fast-Food-Meilen kleine lokale Märkte und Foodcourts, die in die Vielfalt der lokalen Spezialitäten einführen. Und die ist tatsächlich – anders als erwartet – köstlich exotisch.

Gemeinsam mit Einheimischen auf dem Markt exotische Köstlichkeiten ausprobieren

Möchte man dennoch etwas urbanen Hipster-Chic erleben, um dem Jetlag den Kampf anzusagen, so gibt es in den Seitenstraßen des belebten Stadtteils Makati versteckte kleine Pubs mit einladend grünen Balkonen, die einem hinsichtlich der Getränke im wahrsten Sinne die Welt zu Füßen legen.

Tipp: Hier besonders empfehlenswert für Bierliebhaber: Alamat Filipino Pub & Deli, das fast ein bisschen an die Minibars aus Tokios Golden Gai in Shinjuku erinnert – nur eben mit grünem Balkon, um sich schon an das Schwitzen der nächsten Tage zu gewöhnen.

Mein (Rund-)Reiseziel – Die traumhafte Insel Palawan

Palawan liegt im Westen der Philippinen und ist mit einer Fläche von fast 15.000 qkm die größte Provinz des Staates. Man darf sie nicht ohne Grund auch ‚Honeymoon Island‘ nennen, denn vor allem für Frischvermählte ist dieses kleine Fleckchen am anderen Ende der Welt mehr Himmel als Erde. Jeder Ort ist auf dieser Insel derart erholsam und paradiesisch, dass eine Rundreise vor Ort zu keiner Zeit anstrengend ist, mehr noch: Es ist unbedingt zu empfehlen!

Palawan ist 450 km lang, etwa 40 km breit und von einer Bergkette durchzogen.

Von Manila fliegt man knapp zwei Stunden nach Puerto Princesa – der Hauptstadt von Palawan. Für mich ebenfalls mehr Durchreisestation als Savoir-vivre, denn ich wollte vor allem den Norden des paradiesisch schönen Eilands in Form einer Rundreise entdecken.

Wunderschönes Hotel für eine Nacht in Puerto Princesa vor der Weiterreise in den Norden der Insel. Die Unterkunft bietet lediglich Platz für vier Gäste. Rechts: Abflug nach Palawan.

Meine 3 Highlights im Norden von Palawan

Obgleich ganz Palawan einer Fata Morgana gleicht, von deren Realität man sich bei jedem Anblick aufs Neue überzeugen möchte, habe ich dennoch versucht, drei Ausflug-Highlights herauszusuchen, damit auch bei straffem Zeitplan die Vielfalt nicht zu kurz kommt.

Da die meisten Europäer es eher bevorzugen, Urlaub in Thailand zu machen, gesellen sich lediglich die Einwohner der umliegenden asiatischen Länder und ein paar Australier auf den Bootstouren dazu.

#1: Das malerische Örtchen El Nido

El Nido selbst kommt ungewöhnlich anders als andere am Meer gelegene Städtchen daher: Es ist bunt und maritim zugleich, belebt und dennoch entspannend und in seiner Architektur wunderschön philippinisch. Die grüne und steinige Kulisse der herausragenden Felsen laden derart zum Träumen und Verweilen ein, dass man dabei völlig vergisst, Fotos zu machen. So wie ich.

Obwohl El Nido als schönster Ort der Insel bekannt ist und alle Menschen anzieht, so darf man ihn hier schon einmal schnuppern: den Hauch von Inseleinsamkeit. Denn bisweilen ist man an den verschlafenen Strandabschnitten gänzlich allein. Lagunen, Buchten, versteckte Inselabschnitte – hier kommt man sich wahrlich vor wie in einem Abenteuerroman. Kein Wunder, dass Alex Garland hier zu seinem Weltbestseller „The Beach“ inspiriert wurde.

In El Nido kommt man nicht drum herum, einen Tagesausflug mit Inselhopping zu verbringen. Mit einem Boot lassen sich so mehrere Orte entdecken, die mal über dem Wasser und mal darunter in ganz andere Welten entführen.

Tipp: Besonders romantisch und abenteuerlich: Mit einem Kanu vom Hauptboot aus selbst die Umgebung erkunden, um dann am Strand vom Kapitän wundervolles Sea Food serviert zu bekommen. Must-haves sind hier: Schnorchelausrüstung, um sich „Findet Nemo“ mal in echt anzuschauen, ein Dry Bag für die Wertsachen, eine wasserfeste Hülle fürs Handy oder eine GoPro, um atemberaubende Unterwasseraufnahmen zu machen. Tatsächlich ist auch die empfohlene Wechselkleidung ratsam, denn auf der Rücktour kann es schon mal sehr nass werden.

#2: Übernachten auf einer einsamen Insel – The Isla Experience

Jeder von uns hat sich bestimmt schon einmal die Frage gestellt, welche drei Dinge man mit auf eine einsame Insel nehmen würde. Jetzt, da ich für zwei Nächte auf einer war, kann ich es euch sagen: ein Buch, ein Kartenspiel (Scrabble Poket, eine echte Entdeckung!) und ganz klar – jede Menge Sonnencreme!

Die einsame Insel befindet sich etwa eine halbe Stunde von El Nido entfernt. Man wird von einem Skipper vom „Inselfestland“ inklusive Gepäck dorthin gebracht. Geschlafen habe ich dort in höher gelegten Bambushütten, von denen man einen hervorragenden Blick auf das Meer und nachts auf den Sternenhimmel hat – inklusive Meeresrauschen.

Wer glaubt, eine solche Erfahrung ist eher trist, der irrt gewaltig! Man isst gemeinsam frische, lokale Kulinaritäten an einer langen Tafel, verbringt die Abende an einem Lagerfeuer, darf sogar das Hausschwein Wilma im Meer baden lassen und unter Wasser ein verstecktes Schiffswrack mit dem Schnorchel erkunden.

Beim Übersetzen auf die Insel und Wilma – das Inselschwein

Ich muss gestehen: Dieses Vorhaben hat mir im Vorfeld gehörig Respekt abverlangt, denn auf der kleinen Insel vor der Nordwestküste Palawans gibt es weder fließend Wasser, geschweige denn überhaupt Strom (bis auf ein Aggregat, um zu kochen oder Kameras zu laden). Aber genau darin liegt auch die Faszination: das Leben auf einer echten einsamen Insel eben.

#3: Unter Einheimischen: Die Gemeinde San Vicente

Ganz herrlich unkompliziert und nahezu gänzlich untouristisch ist die Gemeinde San Vicente. Sie liegt im Westen der Insel. Im Ort gibt es gefühlt nur ein Hotel, das von einem Venezianer betrieben wird und ausschließlich italienische Küche serviert – und eine weitere Rarität auf der Insel: besten italienischen Wein! Von der Dachterrasse aus lassen sich zudem ganz wunderbare Sonnenuntergänge genießen, zum Klang der Plattensammlung des Besitzers.

Tatsächlich bieten hier auch die Inselhopping-Touren wieder ganz neue Eindrücke: etwa eine Sandbank kurz vor der Küste Port Bartons (ein wunderschöner Ort, den man gesehen haben muss!), an dem Seesterne in leuchtenden Farben im Wasser relaxen, aber auch Riesenschildkröten, die vor Turtle Island aus dem Wasser auftauchen. Um mit ihnen zu schnorcheln, muss man allerdings etwas Glück haben, denn je nach Wetterlage ist das Wasser nicht immer klar.

Kleiner Tipp zum Schluss ...

… falls der eine oder andere auch überlegt, bei passender Gelegenheit auf die Philippinen zu reisen: Im Grunde sind die Philippinen für jeden ein höchst empfohlenes Reiseziel, der beeindruckende Natur liebt und sich entspannen möchte. Sollte es trotzdem mal eine Party am Strand sein, dann ist ein kleiner Abstecher ins Mad Monkey Hostel am wunderschönen Nacpan Beach ratsam. Hier zeigen alle Erholten nach einem gemeinsam gezählten Countdown, wie sie wieder vor Energie sprühen. Musik ab, der Boden darf beben!

Mad Monkey Hostel am Nacpan Beach

Zum Schluss noch ein gut gemeinter Rat

Lieber mit Rucksack statt Koffer reisen ;). Den Fehler habe ich gemacht und musste hier und da in Scham versinken, als mir bei Anreise auf die einsame Insel der Koffer ins Boot getragen wurde oder man mich auslachte, als ich ihn 500 m durch den Strandsand zog. Aber hey, wenigstens eine Sporteinheit auf dem sonst durch und durch erholsamen Urlaub im Paradies.

Habt ihr bereits mal die Erfahrung gemacht, euch so richtig weit weg von allem zu fühlen?

    

In unserer Serie „SoReiseIch“ stellen wir euch regelmäßig Sehnsuchtsorte von Mitgliedern vor, die zum Tagträumen und virtuellen Mitreisen einladen. Persönliche Tipps inklusive! Weitere Reiseguides findet ihr hier.

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