„Sichtachsen sind etwas Wunderbares!“ – Im Garten bei Commes les vacances

von Sebastian

Natalies geliebter Adirondack Chair

Wandelt man durch den 450 qm großen verwunschenen Garten von Natalie (54) aka @Commes les vacances , fühlt es sich ein wenig so an, als würde man den geheimen Garten betreten. Blühende Büsche geben sich hier die Hand mit kleinen Sitzecken. Während es auf der schattigen Ostseite nur weiß blüht, öffnen sich die Blüten auf der Sonnenseite in Rosa und Blau. „Einen festen Stil gibt es eigentlich nicht, ich würde ihn als städtischen Country-Garden bezeichnen“, sagt die Kommunikationsberaterin, die mit ihrem Mann, Border-Collie-Mix Lucy und Stubentiger Lenchen im Rhein-Main-Gebiet lebt.

Ein Gespräch im Grünen über die richtige Pflanzenwahl für unterschiedliche Lichtverhältnisse, über die Liebeserklärung an Rosen und Clematis sowie über wertvolle Tipps für Gartenneulinge.

Die Skagerak-Liegen mit Natalie und Lucy stehen direkt vor dem alten Schmetterlingsflieder.

Liebe Natalie, wie würdest du deinen Garten in drei Worten beschreiben?

Duft, Insekten, verwunschene Ecken.

Wie sah der Garten aus, als ihr das Haus gekauft habt?

Wir hatten Glück, dass im hinteren Teil schon ein paar alte Fliederbüsche standen. Ansonsten war der Garten extrem steril und im Vorgarten wuchsen eigentlich nur Koniferen. Ich hatte aber einige Pflanzen aus unserem vorherigen Garten mitgenommen.

Der Hauseingang ist durch Zwergzierkirschen und zwei Rosen hervorgehoben.

„Ich bin kein Freund von Einjährigen, die sich nicht selbst aussäen.“

Zu ihren Lieblingspflanzen zählt Natalie neben Rosen und Clematis ihren wunderbaren Blauregen (Glyzinie): „Für ihn haben wir eigens eine Kletterhilfe angebracht, da wir wussten, dass er als Schlinger gerne mal Regenrohre erdrückt. Jetzt muss er regelmäßig zurückgeschnitten werden, damit er nicht aufs Dach wächst. Aber wenn er mindestens zweimal pro Jahr blüht, ist er für uns, unzählige Insekten und vorbeikommende Spaziergänger ein Traum.“

Hattest du bestimmte Vorstellungen, bevor es mit der Gartengestaltung losging?

Eigentlich nicht. Ich wusste nur, dass ich im Vorgarten den Friedhofscharakter loswerden musste und mir dann Stück für Stück den Garten zu eigen machen würde. Außerdem mochte ich noch nie gelb oder orange blühende Blüten und bin kein Freund von Einjährigen, die sich nicht selbst aussäen.

Das Einfamilienhaus ist Anfang der 50er-Jahre erbaut worden, sieht aber aus, als käme es aus den 20ern. „Als das Häuschen zum Kauf angeboten wurde, wohnten mein Mann und ich noch gar nicht zusammen. Wir waren auch noch nicht verheiratet. Wir haben uns dennoch entschieden, den Schritt zu wagen“, sagt Natalie.

Wie bist du bei der Planung vorgegangen?

Ich bin leider gar kein richtiger Planer. Im Garten ist es mir wie im Haus ergangen: Ich bin reingekommen und habe mir überlegt, welche Möbel wo stehen könnten, und der Rest hat sich ergeben. Ich hätte mir selbst gerne mehr Gartenblogs gewünscht – die gab es anfangs ja noch nicht. Aber wenn ich ehrlich bin, bin ich eher visuell unterwegs, schaue, was mir gefällt, und probiere dann einfach aus.

Gib uns doch einen kleinen Überblick, was bei dir alles so wächst.

Ich liebe blühende Büsche und habe neben verschiedenen normalen Fliederarten vor allem Prachtspieren, Jasmin, Duftflieder, Deutzien, Weigelien, einen Pfeifenstrauch, Schmetterlingsflieder und Schneebälle jeglicher Art.

Sitzecke mit Fliederbüschen, dazwischen Deutzien und Prachtspieren

Rot blühende Weigelie

Du hast deine Pflanzen nach den jeweiligen Lichtverhältnissen im Garten ausgesucht.

Genau. Im hinteren Ostgarten haben wir deshalb eher weiß blühende und im Süden und Westen eher rosa und blau blühende Stauden.

Hat die Farbe der Blüte etwas mit den benötigten Lichtverhältnissen zu tun?

In der Tat. Die weiß blühenden Pflanzen können einfach besser mit weniger Licht auskommen. Das gilt nicht generell, aber doch für viele Pflänzchen.

Im schattigen hinteren Teil des Gartens stehen viele Schattenpflanzen wie Schaublatt, Schattenglöckchen, Lilientrauben, Waldmarbeln, Hortensien, Funkien, Farne, Immergrün, eine Azalee, ein Rhododendron, ein tränendes Herz und die anmutige Elfenblume.

Welche Pflanzen wachsen zum Süden und Westen hin?

Hier stehen neben den Rosen und dem Blauregen Glockenblumen, Rittersporn, Kornblumen, die wunderschöne Schachbrettblume, verschiedene Polsterglockenblumen, diverse Storchschnabel und Farben sowie die wunderschöne Akelei.

Natalie liebt glockenförmige Blüten jeglicher Art – egal ob an Bodendeckern, Stauden oder Büschen.

„Ich habe schon so oft daran gedacht, mal alle Pflanzen auf einem Plan einzuzeichnen, aber umgesetzt habe ich das noch nie.“

Mit dem Garten ist Natalies Liebe zu Rosen und Clematis entstanden. Der Garten beherbergt jeweils über 30 Sorten – allen voran viele duftende Ramblerrosen.

Gibt es eigentlich Pflanzen, die du nicht mehr kaufen würdest?

Ich habe überhaupt kein Glück mit Eisenhut, Iris, Lupinen, Polsterphlox oder Stockmalven. Und was wegen der unzähligen Rosen besonders traurig ist: Bei mir überleben Lavendelpflanzen nicht besonders lange – unabhängig von ihrer Größe. Das heißt aber nicht, dass ich es nicht immer wieder probiere. Selbst ausgesät haben sich jahrelang Fingerhüte – und letztes Jahr waren sie plötzlich alle verschwunden. Neulich habe ich entdeckt, dass wieder welche da sind. So etwas ist einfach wunderschön!

Wo befindet sich dein Lieblingsplatz im Garten?

Den habe ich eigentlich nicht. Ich bin ein absoluter Licht- und Sonnenmensch. Daher ziehe ich mit der Sonne im Garten herum. Da wir gerne Gäste haben und extrem gerne grillen, stehen bei uns auf jeder Veranda und im Garten ein großer Tisch mit Stühlen und Bänken. Außerdem sind mehrere Stühle und Bänke im restlichen Garten einzeln verteilt. Je nach Stimmung und Wetter sind die diversen Sitzplätze das Schönste im Garten. Besonders mag ich allerdings die Sitzecke im hinteren Garten, wenn an Sommerabenden die Glühwürmchen kommen.

Auf der Holzveranda gesellen sich Fontenay-Stühle um einen Tisch von Garpa. „Ihr glaubt nicht, was das für ein herrliches Gesumme von Bienen und Hummeln auf der Veranda ist, seitdem diese Rose noch ein Plätzchen im Garten gefunden hat“, freut sich Natalie.

Im Garten hat Natalie überall alte Weinfässer als Regentonnen aufgestellt, was nicht nur praktisch ist, sondern dem Garten auch ein gemütliches Flair verleiht.

Was ist dir neben den verschiedenen Sitzecken noch wichtig zum Wohlfühlen im Garten?

Kleine Accessoires wie Blechgießkannen, mein geliebter alter Mühlstein, Kissen und Decken sowie Lichter. An all unseren Rosenbögen und vielen Büschen hängen kleine Glasglocken, in denen Kerzchen stehen. Als wir ins Haus zogen, fand ich zudem im Keller unzählige Einmachgläser. Die verwenden wir seitdem als Windlichter.

Hast du zum Abschluss noch ein paar Tipps für Gartenneulinge?

1. Wer keine Lust auf Unkraut hat, sollte einfach viel einpflanzen. Bei mir ist die Unkrautrate von Jahr zu Jahr extrem geschrumpft, nackte Erde gibt es bei uns einfach nicht.
2. Sichtachsen sind etwas Wunderbares! Sie können zum Beispiel mit Rosenbögen oder Ähnlichem erzielt werden.
3. Selbst im kleinsten Garten lassen sich mit verschiedenen Pflanzen wahre Insektenparadiese schaffen – das ist optisch und akustisch einfach toll!
4. Verzweifelt nicht am Rasen! Meiner ist von Gänseblümchen und anderem durchwuchert, aber er ist auch nur zum Drüberlaufen da und ohnehin durch die darunter verlaufenden alten Baumwurzeln extrem uneben und vermoost. Natur eben!

Die weiß gestrichenen Klappstühle wurden vor vielen Jahren vom Sperrmüll gerettet.

Liebe Natalie, vielen Dank für das schöne und spannende Interview im Grünen!

Um in Zukunft kein Bild mehr zu verpassen, könnt ihr @Commes les vacances hier folgen.

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