„Typisch für die 30er-Jahre sind die formalen, klar gegliederten Gärten.“ – Im Garten bei FräuleinOtten

von Sebastian

Als Hecke wurde im hinteren Teil des Gartens eine Hainbuchenhecke gepflanzt.

Gärten erzählen Geschichten. Das ist die Geschichte von Stephie aka @FräuleinOtten . Sie beginnt in ihrem 750 qm großen Draußenzimmer, das sich sehr am Baujahr ihres Kaffeemühlenhauses von 1936 orientiert und – typisch für die 30er-Jahre – formal und klar gegliedert ist. Hier in Stockach am Bodensee blüht in Stephies Ziergarten ihre große Englandliebe und Bewunderung für Prinz Charles auf. Es ist ein Garten, der sich ganz nach britischer Manier zurückhaltend zeigt und den Pflanzen die Hauptrolle überlässt.

Welche Verbindung Stephie zu England hat, wovon sie sich inspirieren lässt und warum im Grunde jede Pflanze pflegeleicht ist, erzählt sie uns, während wir mit ihr durchs Grüne flanieren.

Stephie (43) wohnt mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen Oskar (11) und Elmar (8) in einem 1936 erbauten Kaffeemühlenhaus in Stockach am Bodensee. Vor dem Einzug 2016 hat die Familie komplett saniert, wodurch aus zwei Wohnungen ihr Zuhause auf 240 qm entstanden ist. Im Anschluss wurde der Garten komplett neu angelegt. Seit über zehn Jahren betreibt sie ihren Blog „Fräulein Otten“.

Liebe Stephie, bitte beschreib uns doch kurz deinen Garten.

Die Aufteilung ist recht klassisch: rechts eine Einfahrt, ein Vorgarten mit klassischem Mauerzaun und links ein Seitenstreifen. Der hintere Garten ist das Herzstück und am größten. Auch da ist der Garten klassisch rechteckig.

Der Vorgarten ist in sieben Streifen aufgeteilt: zuerst die Mauer, dann eine große Auswahl an Rosen – hauptsächlich von David Austin. Dazwischen befinden sich mehrjährige Kräuter, gefolgt von Lavendel, der mit Cortenstahl abgegrenzt ist. Nach einem durch Klinkersteine abgegrenzten Streifen Rasen folgt schließlich der Weg aus einheimischem Splitt. Im Frühling startet der Vorgarten übrigens mit einer Reihe Dichternarzissen und Traubenhyazinthen.

Ihr habt euch beim Garten sehr am Baujahr des Hauses orientiert.

Ja, das war uns sehr wichtig. Typisch für die 30er-Jahre sind die formalen, klar gegliederten Gärten. Wir haben zudem darauf geachtet, dass die Blumen- und Staudenbeete lang, aber nicht breit sind: Dadurch entsteht eine schöne Flucht. Zu breite Beete hingegen können schnell ungeordnet wirken. Unser Garten ist in erster Linie ein Ziergarten und durch die vielen Blumen ein Paradies für Insekten und Bienen.

Da die rechte Gartenseite Richtung sonniger Süden ausgerichtet ist, wurde eine Art Staudenwiese mit vier Carpinus-betulus-Bäumen gepflanzt. Dort fühlen sich Cosmea, Rittersporn, Baldrian, Schafgarbe, Blutweiderich, Pfingstrosen, Phlox, Frauenmantel, Erdbeeren, Rhabarber oder Ringelblumen sehr wohl. Die Regale aus Cortenstahl (rechtes Bild) wurden erst kürzlich zwischen die Eibenhecke gepflanzt: Sie dienen als Holzlager und hübscher Sichtschutz. Obendrauf wurden sie mit Seda begrünt. Die Eibe ist übrigens eine typische Heckenart für formale Gärten.

„Unser Garten ist in erster Linie ein Ziergarten und durch die vielen Blumen ein Paradies für Insekten und Bienen.“

Die Einfahrt im Osten wurde aus einer historischen Grauwacke schräg gepflastert. Hier befindet sich auch der Eingangsbereich. Die Treppe ist aus einheimischem, grauem Sandstein. Um die Haustür wurde Rubens Montana gepflanzt. Hier geht es übrigens zur Homestory und zum Projekt Traumhaus mit Stephie.

Wie würdest du deinen Garten in drei Worten beschreiben?

Rückzugsort, Kraftquelle, Insektenparadies.

Den Garten hast du komplett selbst geplant. Hattest du bestimmte Vorstellungen, bevor es losging?

Oh ja, eine große Inspirationsquelle war mir Sissinghurst von Vita Sackville-West und Harold Nicolson – einer der schönsten Gärten der Welt, der in den 30er-Jahren in England entstand. Als ich ein Kind war, haben wir ein paar Jahre in England gelebt, dadurch habe ich eine besondere Verbindung zu England. Ich liebe einfach englische Gärten! Bei den Engländern ist ein Garten nie protzig, sondern hat eine zurückhaltende Harmonie.

Der große hintere Teil ist das Herzstück des Gartens. Typisch für den formalen Gartenstil wurde der Rasen mit einem Kreuz angelegt

„Ich liebe einfach englische Gärten!“

In der Mitte hat Stephies Mann einen Brunnen aus einem alten Sandstein gebaut. Umrahmt wird heute alles von einem Staudenbeet, das mittig eine Gartenbank schmückt.

Deine große Liebe gilt vor allem Blumen, Stauden und Gräsern ...

Ja, besonders mag ich Lupinen, Rittersporn, Echinacea, Rosen, Pfingstrosen und Verbenen. Im Herbst liebe ich Heidekraut in verschiedenen Rottönen. Im Frühling Schachbrettblumen, Kugelprimeln, Stiefmütterchen, Vergissmeinnicht, Blauregen, Traubenhyazinthen, Flieder und Narzissen. Besonders die ganz dunkle Tulpe – die sogenannte „Königin der Nacht“ – gehört zu meinen Lieblingstulpen.

Rittersporn und Echinacea

„Unser Garten ist in erster Linie ein Ziergarten.“

Auch die Lupinen gehören zu Stephies Lieblingsblumen.

Deine Mutter hat dir viel mit den Pflanzen geholfen, oder?

Sie ist selbst leidenschaftliche Gärtnerin und hat sehr viel Ahnung von Pflanzen. Den ersten Part hat ein Landschaftsgärtner nach unseren Vorstellungen angelegt. So hat er die Einfahrt gepflastert, die Terrasse gebaut, Splittwege angelegt und die Erde entsprechend vorbereitet. Den Rest haben wir selbst gemacht. Und ohne meinen Mann wäre der Garten nicht annähernd so schön, wie er jetzt ist.

Direkt neben der im hinteren Bereich des Gartens abgehenden Terrasse gibt es einen Umtopftisch und ein paar alte, mit Küchenkräutern bepflanzte Zinkwannen.

Der hintere Bereich des Gartens lässt sich grob in sechs Bereiche aufteilen …

Genau, hier haben wir unsere klassische Terrasse, die etwas von einer Freitreppe hat, direkt daneben einen Umtopftisch und rechts ein Blumenhochbeet aus alten Balken. Neben der Rasenfläche haben wir rechts in der Ecke einen gemütlichen Freisitz. Auf der linken Seite geht es durch einen Weidenbogen zu den Gemüsebeeten.

Als Bodenbelag hat sich die Familie für einen holländischen Klinkerstein von der Firma Huwa entschieden. Hier finden Stühle und ein Tisch aus der Bistro-Serie von Fermob Platz.

Direkt am Haus links haben Stephie und ihr Mann eine weitere Sitzgelegenheit mit zwei Fieldchairs von Weltevree geschaffen. Vor allem an heißen Tagen ist es dort schön schattig und man hat einen tollen Blick auf den Garten.

Was ist deiner Meinung nach wichtig, um sich im Garten wohlzufühlen?

Wir haben fast überall kleine Sitzgelegenheiten. Sichtschutz und Beschattungsmöglichkeiten sollten aber auch nicht fehlen – idealerweise möglichst viele davon durch Pflanzen.

Die ganz dunkle Tulpe „Königin der Nacht“ gehört zu Stephies Lieblingstulpen. Daneben wachsen im Staudenbeet Schwertlilien, Akeleien, Allium und Storchenschnabel, im Anschluss Gräser, Verbenen, Scabiosa, Echinacea und fette Henne. Die Gartenbank rechts ist von broomSTIK.

Mit welchen Gartenmöbeln hast du deinen Garten ausgestattet?

Unsere Gartenmöbeln sind hauptsächlich klassische Gartenmöbel. Die nicht zu laut und aufdringlich sind. Die Pflanzen sollen hier die Hauptrolle spielen.

Rechts in der Ecke befindet sich ein gemütlicher Freisitz, der im Frühling von einem wunderbar blühenden Mirabellenbaum eingerahmt wird. Hier laden ein Tisch aus der Bistro-Serie von Fermob und klassische Rattanstühle von Stern (über Cairo) zum Sitzen ein.

„Wenn eine Pflanze den richtigen Standort hat, ist sie eigentlich pflegeleicht.“

Durch den Weidenbogen geht es zu den Gemüsebeeten, wo drei Hochbeete aus Cortenstahl angelegt wurden. Der kleine Bauwagen dient den Kindern zum Spielen. In den Hochbeeten wächst alles mögliche – von Salaten, Kohlrabi, Kräutern, Mangold und Gurken über einen Mix aus Frühlingszwiebeln und Erdbeeren bis hin zu verschiedenen Schnittsalaten, Radieschen, Zucchini und Kräutern.

Welche deiner Pflanzen würdest du als pflegeleicht bezeichnen?

Wenn eine Pflanze den richtigen Standort hat, ist sie eigentlich pflegeleicht. Als Gärtner ist es die größte Herausforderung, den richtigen Platz für die entsprechende Pflanze zu finden. Über die Jahre entwickelt man eine richtige Beziehung zu seinen Pflanzen und versteht immer besser, was sie brauchen. Entscheidend dabei ist, dass man sich darauf einlässt.

Hast du zum Abschluss noch Tipps bezüglich deiner Inspirationsquellen?

1. Auf jeden Fall das „Praxisbuch Gartengestaltung“ von Gabriella Pape. Das haben wir schon vielen Freunden empfohlen und ALLE waren begeistert. Aber auch die anderen Bücher von ihr sind super.
2. Dann bin ich ein großer Prince-Charles-Fan: Auch seine Bücher sind wunderschön. Der Film, in dem Alan Titchmarsh Prince Charles in seinem Garten Highgrove begleitet, ist für Gartenliebhaber ein Muss.
3. Und auch Alan Titchmarsh selbst ist eine große Inspirationsquelle.
4. Dann mag ich den Stil von Monty Don und den von Alys Fowler. Allesamt sind Engländer – außer Gabriele Pape, sie hat aber lange Jahre in Great Britain gelebt. Dort hat sie auch bei der berühmten Chelsea Flower Show schon einen Preis gewonnen.

Klassischer Teakholz-Deckchair für entspannte Gartenstunden

Liebe Stephie, vielen Dank für das schöne und spannende Interview im Grünen!

Um in Zukunft kein Bild mehr zu verpassen, könnt ihr @FräuleinOtten hier folgen. Hier geht es zur Homestory und zum Projekt Traumhaus mit Stephie.

Über die SoLebIch-Gartenstorys: Es grünt und blüht überall, doch niemals gleich: In unseren grünen Homestorys versammeln sich individuelle Fragen und Antworten, Bildergalerien und Pflanztipps von Hobbygärtnern, Profis und Interessierten zum Thema Garten. Ob kleiner Stadtgarten oder großes, ländliches Grundstück – all diese Gärten sind traumhaft schön und inspirierend. Ladet jetzt eure ersten Gartenbilder auf SoLebIch hoch und werdet Teil unserer Serie!

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