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Friede.Freude.Sonntagskuchen

kitschigsüßer Kuchenduft
vernebelt die Realität
Friede-Freude-Kuchen-Küche

Versteht mich nicht falsch, Kuchen ist toll. Backen ist mir lieber als Kochen und ich mags, wenn Blumen und Kuchen umhüllt vom frischen Kaffeeduft auf dem Tisch stehen. Die Realität sieht so aus, dass hier morgendliche Brotkrümel im Marmeladenfleck am Tisch kleben, dass schmutzige Tassen nicht weggeräumt wurden, der Coronatest liegen blieb, ungeöffnete Post auf Jemanden wartet, der sie öffnen mag. Auf dem Tisch liegen zu bezahlende Rechnungen, Berichte, die geschrieben und Formulare, die ausgefüllt werden wollen. Hier liegen Mobiltelefone, neben Fachbüchern, neben Hausaufgaben und Aufladekabel. All das wird gern an den äußersten Rand geschoben, raus aus dem Gesichtsfeld, sozusagen unter den Teppich. Und sie tun so gut diese dann entstehenden Räume mit realitätsvernebelndem Kuchenduft im Kerzenschein mit Blümchen in einer Friede-Freude-Welt. Gleichzeitig ahne ich um die Gefahr, über den Teppich zu stolpern, unter dem sich die Realität zu Bergen auftürmt oder an Friede-Freude-Maßstäben zu scheitern, die zu hoch hängen.
Heute aber, zur Feier des Tages (ein selbsternannter F-F-Eierkuchen Tag), gibt es ein Sonntagskuchenbild, mit einem Dienstagskuchen, den ich für eine Freundin buk und dann zu 2/3 selber aß. Die Realität hab ich kurz auf den Couchtisch gelegt. Oder unters Sofa? Ich weiß nicht. Ach, egal.

Ach, den Abwasch, der da hinten noch steht, den müsst ihr euch bitte hinter betörendem Gugelhupf-Blumen-Kerzennebel vorstellen.

Gute Nacht.
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borstelbü
Küche, Holztisch, Kuchen
22.261x angesehen - 21.09.2022

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