Wohnen im Bauwagen – Zu Besuch in nymphéas Tiny House in der Nähe von Osnabrück

von Claudia H.

Großer Komfort auf kleinstem Raum? Das geht, findet Marisa alias @nymphéa , die mit ihrem Freund Helge auf 18 qm in einem selbst gebauten Bauwagen nahe Osnabrück lebt. Wie viele Tiny-House-Bewohner – denn der aus den USA stammende Trend ist längst auch hierzulande eingezogen – haben auch sie sich für ein umweltbewusstes Leben entschieden, das zwar auf kleinem Fuß, aber doch ungemein gemütlich daherkommt.

Wieso sie sich zum Leben in ihrer „Lutzie“ entschlossen hat, wie es sich auf ihre Beziehung auswirkt und welche Tipps sie für kleines Wohnen parat hat, verrät Marisa im Interview.

Marisas Bauwagen ist ca. 2,50 m breit und 8 m lang und wurde auf einem alten DDR-Anhänger-Gestell gebaut, das sie gebraucht erstanden hat. Das Innere misst etwa 2,50 m Deckenhöhe an der höchsten Stelle und etwa 2 m an der niedrigsten.

Woody Klapptisch
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Selandia Stuhl - Teak
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Way Outdoor Teppiche
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Fieldchair
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Liebe Marisa, wie bist du auf die Idee gekommen, in einem Bauwagen leben zu wollen?

Bauwagen fand ich schon immer spannend! Eine Freundin in der Grundschule hatte einen als „Spielhaus“ im Garten, da war ich immer sehr neidisch und verbrachte mit ihr die Sommerferien damit zu spielen, wir würden darin leben. Während meines Studiums lernte ich dann Menschen kennen, die auf einem Wagenplatz am Stadtrand leben. Wie aufregend! Immer wieder spürte ich eine Art Kribbeln, wenn ich sie besuchte, laue Abende am Lagerfeuer zwischen den Wagen verbrachte und ihre reduzierte Art des Lebens sah.

Marisa ist 24 Jahre alt und studiert Soziale Arbeit. Im Sommer möchte sie ihre Bachelorarbeit schreiben. Pandemiebedingt ist die „Lutzie“ momentan neben ihrem Lebensraum auch ihr Arbeitsplatz.

Bias Quilt Decke
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Molly Teppich
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Und wann hast du dich dann selbst dafür entschieden?

Als Helge und ich uns kennenlernten, erzählte er mir, dass er gerne ein Tiny House bauen und dieses auf dem Hof eines gemeinsamen Freundes bewohnen würde. Ob ich mir vorstellen könnte, ein Teil dieses Projekts zu sein? Schon als er von seinem Vorhaben sprach, fühlte ich wieder dieses Kribbeln. Die Antwort war Ja – ich wollte Teil des Projekts sein, ich wollte ausprobieren, zu zweit auf kleinem Raum zu leben, einen Hof um mich herum zu haben, Gemüse anzubauen und „einfacher“ zu leben.

Gelungenes Gemeinschaftsprojekt: Das Tiny House „Lutzie“ ist gemeinsam mit Helges Vater und vielen lieben Helfern und Helferinnen entstanden. „Wir haben viel Neues gelernt und hatten so trotz Pandemie eine spannende Zeit.“

„Im Wagen sehen wir Menschen einander und nehmen uns wahr, wir leben weniger aneinander vorbei.“

Was gefällt dir am Leben im Bauwagen?

Dass ich einen Überblick über die Sachen habe, die zu meinem Leben gehören. Von zu vielen ungenutzten Dingen fühle ich mich schnell eingeengt. Der Bauwagen ermöglicht mir nahezu alles, was eine Wohnung auch könnte, strahlt aber durch den kleinen Raum eine besondere Geborgenheit aus. Außerdem schätze ich die Nähe zur Natur. Hier vergeht keine Minute, in der wir nicht mitbekommen, wie sich das Wetter verhält, und wir gehen mehrmals am Tag an die frische Luft.

Marisas und Helges Tiny House steht auf einem Demeter-Hof in der Nähe von Osnabrück. Wer einen Bauwagen auf einem Bauernhof bewohnen möchte, muss viele Formalitäten und Vorgaben beachten.

Wie hat sich das Leben auf beengtem Raum auf eure Beziehung ausgewirkt?

Es ist schön, den Menschen, der mit im Wagen wohnt, so sehr zu erleben. Ich habe oft das Gefühl, dass es immer mehr Distanz zwischen Menschen gibt, die sich Räume teilen – physisch oder digital. Das mag an der verstärkten Nutzung digitaler Medien liegen oder auch daran, dass Menschen immer mehr Zeit mit ihrem Job verbringen. Der Bauwagen hingegen ermöglicht ein wahres Miteinandergefühl: Ich höre, wenn die Kaffeemühle läuft, bekomme mit, wenn gekocht wird, höre das knisternde Holz und rieche das Papier, wenn ich mich ums Feuer kümmere. Im Wagen sehen wir Menschen einander und nehmen uns wahr, wir leben weniger aneinander vorbei.

„Wir stellen immer wieder fest, wie besonders es doch ist, ein Haus zu bewohnen, das wir selbst gebaut haben. Es ist ein gutes und irgendwie mündiges Gefühl, genau zu wissen, welche Dämmmaterialien verbaut sind, wo genau die Stromkabel liegen etc.“

„Es macht uns stolz, wenn wir die Bretter an der Decke ansehen und uns daran erinnern, wie wir sie bei sommerlichen 35 Grad über Kopf in den Rundungen des Daches verbaut haben.“

Puncta Kissen
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Composition Poster
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Welche Räume befinden sich in der „Lutzie“?

Wir haben einen Schlafraum, der sich durch das 1,60 m breite Bett und die Begrenzung durch die Badezimmerwand ergibt, ein Badezimmer mit Dusche, eine Küchenzeile, einen klappbaren Esstisch, ein Sofa, einen Ofen und einen Fernsehschrank, der zugleich den Plattenspieler beherbergt und zum Schreibtisch umfunktioniert werden kann.

Marisas Fernsehschrank dient zugleich als Schreibtisch. „Für das Badezimmer haben wir lange nach der richtigen Türlösung gesucht und haben nun eine Multiplexplatte, die mit Rollen an einem Schienensystem entlangläuft. Ist das Bad offen, so ist der Kleiderschrank geschlossen und andersherum.“

Toilettenrollenhalter
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Organic Handtuch
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Bon Dose
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Hat sich einrichtungstechnisch im Bauwagen etwas als besonders praktisch erwiesen?

Sehr praktisch finden wir die Aufteilung der Räume und Möbel. Wir haben durch den Grundriss eine Art zweiten Raum im Schlafzimmer, weil das Badezimmer als Raumteiler fungiert. Zwar gibt es keine Tür und die Badezimmerwände reichen nicht bis zur Decke, trotzdem ergibt sich durch die Aufteilung der Eindruck, zwei bzw. mit Bad drei separate Räume in einem zu haben.

Auch eure Küche wirkt durch die geschickte Platzierung deutlich geräumiger …

Das stimmt. Wir sind sehr froh, sie über die Breite des Wagens und nicht an einer langen Seite platziert zu haben. So wird der Wagen optisch in die Breite gezogen und es entsteht kein „Schlauchgefühl”, wie wir es aus anderen Wagen in Erinnerung haben.

Ein Blick in die Küchenzeile mit dem ausklappbaren Esstisch aus Multiplexplatten. „Den Stuhl habe ich bei einem Umzug gerettet, er stammt aus einer alten Schule und wurde neu aufgearbeitet“, erklärt Marisa.

Kartio Glas
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Hammershøi Gewürzmühle
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Wie sieht es mit Stauraum in eurem Bauwagen aus?

Wir haben von vornherein Stauraum eingeplant, als wir noch nicht einmal den Holzständerbau fertig hatten. Das hat geholfen, später nicht nach Stauraum suchen zu müssen, der in einem so kleinen Raum nicht mal eben geschaffen werden kann.

„Mit der Zeit haben wir gemerkt, dass die Luftfeuchtigkeit im Wagen zu hoch war und so Schimmelgefahr bestand. Deshalb haben wir uns für den Einbau einer Lüftungsanlage entschieden. Auch unser Bett haben wir so umgebaut, dass nun ein Austausch mit der Raumluft und kein Luftstau unter der Matratze mehr entsteht.“

Hast du einen Tipp, wie man auf kleinem Raum am besten Ordnung hält?

Dinge, die benutzt wurden und nicht weiter gebraucht werden, direkt wegräumen. Da es nicht viel Fläche gibt, finde ich es wichtig, diese nicht vollzustellen, sondern immer wieder frei zu machen, wenn sie nicht mehr in Gebrauch ist.

Ihr habt euch mit eurem Bauwagen für ein umweltbewusstes Leben entschieden. Wie viel Verzicht hat das für euch bedeutet?

Wir hatten beim Bau unseres Wagens nicht die Vision, unser Leben komplett zu verändern und uns zukünftig als Nachhaltigkeitsvorbilder auszugeben. Natürlich bringen die kleine Wohnfläche und die Nähe zur Natur ein umweltbewusstes Leben mit sich, aber wir lebten auch vorher schon nachhaltig – mit biologischen Lebensmitteln und möglichst geringem Plastikverbrauch. Wir haben viele Annehmlichkeiten einer normalen Wohnung im Wagen und sind keineswegs spartanisch ausgestattet! Es gibt in der „Lutzie“ sowohl WLAN als auch einen Fernseher, außerdem Warmwasser, das durch einen Durchlauferhitzer erhitzt wird.

Musstet ihr eure Lebensgewohnheiten gar nicht verändern?

Viel weniger als gedacht! Natürlich gibt es ein paar kleine Veränderungen im Alltag, zum Beispiel dass wir die Aufgaben beim Kochen aufteilen, damit wir uns nicht gegenseitig im Weg stehen. Insgesamt fühlt es sich aber nicht so an, als müssten wir uns einschränken. Beim Leben auf wenig Raum spielt Kommunikation eine große Rolle, weil es eben nicht so gut geht, dass wir beide gleichzeitig etwas tun, was einen bestimmten Platz beansprucht.

Was würdest du anderen zum Einrichten kleiner Räume mit auf den Weg geben?

In kleinen Räumen kann man nichts verstecken. Alle Gegenstände sollten deshalb gefallen und ein warmes und wohliges Zuhausegefühl auslösen. Ansonsten ist es von Vorteil, sich multifunktionale Dinge anzuschaffen. Wir haben beispielsweise einen selbst gebauten Hocker, der entweder als Sitzmöglichkeit für Gäste oder als Regal neben dem Ofen verwendet wird. So nimmt er nie unnötig Platz weg.

Wie die „Lutzie“, aber für Gäste: Ein zweiter Bauwagen ist gerade in Arbeit.

Wie sieht die Zukunft eurer „Lutzie“ aus? Könntet ihr euch vorstellen, den Wagen auch eines Tages zu vermieten?

Wir leben im Moment sehr in der Gegenwart und genießen unsere Zeit hier im Wagen. „Lutzie“ möchten wir nicht vermieten, aber der Bau weiterer Wagen, die wir dann über Airbnb oder eine andere Plattform anbieten können, ist eine immer lauter werdende Zukunftsmusik. Aktuell bauen wir erst mal ein weiteres Modell für Gäste und freuen uns auf die baldige Nutzung!

Liebe Marisa, vielen Dank für das schöne und spannende Interview!

Um in Zukunft kein Bild mehr zu verpassen, könnt ihr @nymphéa hier folgen.

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