Das neue Vitra Schaudepot + Tipps für Basel

von Nicole

Einige erinnern sich vielleicht noch... im März haben wir spontan auf dem Weg nach Paris einen Tag auf dem Vitra Campus verbracht und als ich damals hörte, dass während der Art Basel das Vitra Schaudepot als dauerhafte Ausstellungsfläche für die Möbelsammlung des Vitra Design Museums eröffnet wird, wünschte ich mir, wieder dort sein zu können. Und wie manchmal der Zufall so will, war unser Erstklässler eine Woche im Chiemgau und den Kleinen haben wir kurzerhand einfach mitgenommen: Nach einer Konferenz in Berlin flogen wir direkt nach Weil am Rhein und die Aufregung und Freude war selten groß, denn mich verbindet eine alte Erinnerung an die Stuhlsammlung des Vitra Design Museums ☺  

Auch wenn wir keine 48 Stunden in Berlin waren, die Auguststrasse muss ich immer einmal besuchen. Im Bikini Berlin war ich zum ersten Mal... und dann ging es aus der steingrauen Hauptstadt in das idyllisch grün gelegene Weil am Rhein an der Grenze zur Schweiz und Frankreich ...

Das VitraHaus, das kristallartig aus dem Boden zu wachsen scheint, heißt die Besucher schon von Weitem Willkommen. Das von Herzog & de Meuron entworfene Gebäude ist der Vitra Showroom (Bilder von innen könnt ihr hier sehen), beherbergt aber auch das leckere VitraHaus Café und einen feinen kleinen Shop. Ein metallisch-glänzender Hingucker, der schöne Airstream Kiosk von 1968.

Auf dem Weg zum Schaudepot bleibe ich stehen ... ich liebe Glühwürmchen, magisch, wer ganz genau hinschaut sieht sie .... also wenig erstaunlich, dass ich mich in diese poetische Installtaion aus LED-Leuchten und Musik verliebt habe ... anhören kann man sich einen Musikausschnitt auf der Webseite der Künstler nullserie.

Ein trauriger Momen in Zaha Hadids Feuerwehrhaus, ihr erstes überhaupt realisiertes Gebäude: eine Blumeninstallation der Brüder Ronan und Erwan Bouroullec erinnert an ihren überraschenden und zu frühen Tod im März.


Eröffnung des Vitra Schaudepots

Da ist es, das Schaudepot - der Name sagt eigentlich schon wofür es steht. Mag der Bau für manch einen nicht so spektakulär erscheinen wie sein großer Bruder, das Vitra Design Museum von Frank Gehry, so ist es doch für mich viel raffinierter, stiller und liebenswerter. Das Werk der Basler Architekten Herzog & de Meuron überlässt den Möbeln die große Bühne. Im Hauptgebäude, dem Design Museum, das anfangs für die Sammlung vorgesehen war, werden heute vor allem Wechselausstellungen gezeigt, wie beispielsweise aktuell von Alexander Girard. Mit dem Schaudepot hat die Stuhlsammlung auf 1600 qm endlich ein dauerhaftes Zuhause gefunden: Im 10m hohen Hauptraum im Erdgeschoss werden 400 Schlüsselobjekte der Möbelgeschichte von 1800 bis heute in einer Dauerausstellung zur Schau gestellt. Im Untergeschoss befindet sich das Depot für die weltweit bedeutende Sammlung von über 7000 Möbeln und 1000 Leuchten, mit vielen Künstlernachlässen wie z.B. von Eames, Nelson oder Girard. Außerdem entpuppt sich das Museum beim näheren Hinsehen als Schmuckkasten, der immer wieder mit neuen Sichtachsen und Öffnungen überrascht und die Geschosse optisch verbindet. So kann der Besucher große Teile der Sammlung hinter Glasscheiben im Untergeschoss bestaunen, das rekonstruierte Büro von Charles Eames entdecken, Restauratoren bei der Arbeit zusehen oder Matieralschubladen öffnen. Mit dem Schaudepot entsteht also ein »gläsernes Designmuseum«, das die Erforschung von Design in all seinen Facetten öffentlich macht.

Der an eine Scheune erinnernde Ziegelbau liegt gegenüber von Zarah Hadids Sichtbeton Feuerwehrhaus auf dem Vitra Campus. Weitere Informationen zu den 400 chronologisch angeordneten Stühlen (der Stuhl aus dem 3D-Drucker von Joris Laarmans ist das jüngste Objekt), kann der Besucher vor Ort über das Smartphone oder das Tablet (gibt es vor Ort auch zum Leihen) abrufen. Die roten, rauen, abgehauenen Ziegel leuchten bei Sonnenlicht so unglaublich schön und warm.

Für jeden Stuhlliebhaber ist der Besuch des Schaudepots ein MUSS. Poul Kjaerhoms PK 22 Lounge Sessel und eine bunte Vielfalt an Panton Chairs.

Sie darf in der Möbelgeschichte der industriell gerfertigten Stühle auf gar keinen Fall fehlen: die Firma Thonet gilt als die erste Möbelfirma weltweit.

An Jean Prouvé´s Standard Stuhl kommt man nicht vorbei, ob auf der Art Basel oder bei Vitra, wo der Stuhl nach wie vor produziert wird. Heute gibt es auch eine Ausführung mit Kunststofflehne und -sitz.

Große Glasfronten ermöglichen einen Blick in das Depot, in dem die Stühle und Leuchten wiederum thematisch geordnet sind. Daneben: ein fast 20 Jahre altes Bild. Damals war ein Teil der Sammlung, die Rolf Fehlbaum in den 1980er Jahren begonnen hat und 1989 bei der Museumseröffnung dem Museum übertragen wurde, noch im Feuerwehrhaus untergebracht. Als junge Innenarchitekturstudentin war es für mich ein Ausflug, den ich nie vergessen werde: Auf dem Vitra Campus hat man auf einer überschaubaren Fläche so viel begehbare und dadurch erlebbare Architektur und Design zu entdecken, wie ich es damals noch nicht erlebt hatte. 

Das Schaudepot hat den Anspruch, Möbelgeschichte in all ihrer Vielfalt widerzuspiegeln: Dazu gehört es den Restauratoren bei der Arbeit zu sehen zu können, das Archiv Wissenschaftlern und Studenten zu öffnen, Materialien und Herstellunsprozesse verständlich aufzubereiten (jede Schublade kann geöffnet und Materialien angefasst werden) und letztendlich auch die Designer dem Besucher näher zu bringen. Dazu wurde eigens das Arbeitszimmer von Charles Eames rekonstruiert, das ihm kurz ganz sehr nahe sein lässt ☺

Das wunderschöne DepotDeli, das von Ilse Crawford und ihrem Studioilse gestaltet wurde, mit Wandleuchten und Tischen von Jean Prouvé, Stühlen von Eames und den goldenen Leuchten A330S von Artek. De schöne EM Table von Jean Prouve steht beispielsweise auch bei Mitglied Meinaugenblick im Esszimmer.

Die neue Piazza vor dem Schaudepot, rechts im Bild sieht man das DepotDeli.

BLESS Ausstellung in der Vitra Design Museum Gallery 

In der Gallery, die neben dem Vitra Design Museum steht und ebenfalls von Frank Gehry gebaut wurde, ist vom 10.06.2016 bis zum 09.10.2016 eine Rauminstallation des Designerduos BLESS zu sehen. Die Ausstellung "BLESS N° 56 Worker’s Delight" setzt sich mit unserem Arbeitsalltag auseinander. Ergebnis solcher Überlegungen ist dann beispielsweise der Workoutcomputer, er soll den Ausgleich zwischen mentaler und physischer Arbeit ermöglichen. Ihre Arbeit erinnert hin und wieder an Jospeh Beuys, und doch unterscheiden sie sich sehr vom Ansatz. BLESS  möchten nicht Kunstwerke, sondern Alltagsgegenstände entwerfen, und obwohl ihre Designideen oft eher abgefahren sind, gelingt ihnen das doch immer wieder. So zum Beispiel auch mit ihrer "Cable Jewellery"- Kollektion, bei der sie unschöne Stromkabelhüllen, mit filigranen Glitzersteinchen, schwarzem Spitzenstoff oder großen Holzperlen besetzt haben. Seitdem ich dieses Projekt vor gefühlt zehn Jahren zum ersten Mal gesehen habe, gehen mir die zwei Damen nicht mehr aus dem Kopf. 

Ines Kaag und Desiree Heiss, die zwei Frauen, die das Label BLESS 1995 gründeten und örtlich getrennt voneinander in Berlin und Paris arbeiten, lieben interdisziplinäre Projekte, die sich ziwschen Kunst und Design, Mode und Architektur, Business und sozialer Praxis bewegen. So haben sie die Vitra Design Museum Gallery in einen experimentellen Arbeitsort verwandelt, deren Objekte das tägliche Arbeiten im Sitzen mit Bewegung kombinieren. Ihre Ideen sind einfach sehenswert. „Neue Lösungen für den Alltag“, so beschreiben sie selbst ihre Kreationen. Ihren Ansatz, mit ihren Objekten, Kleidern und Raumgestaltungen Situationen zu schaffen, die unbeschwert, gemütlich und inspirierend sind, finde ich sehr sympathisch. 

Der Workoutcompter, bei dem die Tastatur aus Boxkissen besteht, oh das wäre was für mich. Arbeiten und Ausgleich bzw. Bewegung integriert ins Wohn- und Arbeitsumfeld, anstelle Arbeit und Fitnessstudio zu trennen. Welch' traumhafte Vorstellung, wenn das Fitnessstudio die Ästhetik eines Wohnzimmers hätte, dann würde ich mich vielleicht auch anmelden...

Denn Stepper wohnlich gemacht und ein wenig in der Hängematte entspannen beim Arbeiten.... Und den unschönen, meist im Schlafzimmer stehenden Heimtrainer, was würden wir damit machen? Vielleicht gibt es dazu mal auf SoLebIch einen Kreativwettbewerb zum Thema wohnliche Fitnessgeräte Zuhause?


Vitra Campus & Vitra Campus Summer Party

Was ist eigentlich der Vitra Campus? Man hört ständig so viele unterschiedliche Gebäudenamen, Architekten, Bezeichnungen und so richtig erschließt sich einem das ganze nicht, wenn man noch nie vor Ort war. Letztendlich handelt es sich um ein ca. 250.000 qm großes Gelände, auf dem sich neben den Produktionsgebäuden der Vitra Möbel, auch das Vitra Design Museum und der Vitra Showroom "VitraHaus" viele andere Gebäude befinden und eben auch das neue Schaudepot. Das besondere ist, dass nach einem Brand in den 80ern Rolf Fehlbaum und sein Bruder Raymond, die Söhne des Gründers Willi Fehlbaum, die geniale Idee hatten, mit talentierten Architekten eine neue Bebauung des Geländes zu ermöglichen. So ist in den letzten Jahrzehnten ein ganzes Ensamble an faszinierenden Gebäuden entstanden, der Vitra Campus. Und eben dieser Vitra Campus war der Veranstaltungsort der begehrten Vitra Campus Summer Party während der Art Basel. Ein unvergesslich Abend. Und woher kommt eigentlich der Name Vitra? Vitra leitet sich von dem französischen Wort Vitrine ab, da das Unternehmen seine Wurzeln im Ladenbau hatte...

Tanzen vor Jean Prouvés Tankstelle (ca. 1953 / 2003) mit Musik von radiostra alias Michele Marchetti. Mit Ton geht es tanzend hier entlang. Und was ihr bestimmt schon aus meinem letzten Besuch auf dem Vitra Campus herauslesen konntet... ja, ich bin ein Fan von Alexander Girard, seiner Sammelleidenschaft und seinem Farbgefühl und empfehle natürlich sehr gerne seine Ausstellung im Vitra Design Museum: "Alexander Girard. A Designer’s Universe", die noch bis zum 29.01.2017 im Vitra Design Museum auf dem Vitra Campus Gelände zu sehen ist. 

Wer kennt sie nicht, die "Wooden Dolls" von Alexander Girard und sein bekanntester Schriftzug "Love" und andere Motive auf den Plaketen zu Ausstellung. Wie ihr ein Ausstellungsplakat gewinnen könnt, erfahrt ihr am Ende des Beitrages.

Die Einladung und natürlich darf bei einem Sommerfest ein kleines wärmendes Feuerchen am Abend nicht fehlen ☺

Der Himmel bildetet eine dramatische Kulisse und hätte nicht passender zu dem beeindruckenden Fest sein können. Große sommerliche Pfingstblumesträuße zierten die Tische mit weißen Stühlen (ein Mix aus dem Vegetal der Brüder Ronan & Erwan Bouroullec, dem ovalen Tom Vac von Ron Arad und dem HAL Tube von Jasper Morrison). Bei der Dämmerung gingen die vielen Lampions an ... sehr stimmungsvoll. Im Hintergrund zu sehen: der Dome nach Richard Buckminster Fuller (1975 / 2000). 


P.S.: Geheimtipp Basel und Dreiländereck

Basel im Dreiländereck Frankreich, Schweiz und Deutschland ist in nur 15 Minuten mit der Bahn oder dem Auto von Weil am Rhein entfernt und ist auf jeden Fall eine Reise Wert. Es liegt nicht nur malerisch und hat wunderhübsche Häuser, auch das Kulturangebot ist beeindruckend. So liegt beispielweise das Museum Tinguely, das dem Gestalter der maschinenähnlichen Skulpturen Jean Tinguely gewidmet ist, in Basel. Viele kennen vielleicht den Strawinski Brunnen vor dem Centre Pompidou in Paris, den er mit seiner Frau Niki de Saint-Phalle gestaltet hat. Daneben wurde im April 2016 der Erweiterungsbau des Kunstmuseums (erbaut von Christ & Gantenbein) eröffnet und die Fondation Beyeler liegt auch ganz in der Nähe. Basel ist inspirierend, entspannt und vielseitig. Also ich würde direkt wieder hinfahren, aber mindestens ein Wochenende lang ☺

Das Museum der Kulturen, das größte Völkerkunde Museum der Schweiz und sehr sehenswert, hier vom Münsterplatz aus gesehen. Das schöne und gute Café und Restaurant La Fourchette (Klybeckstrasse 122, 4057 Basel), von Innen, eher klassisch mit alten Suppenterrinen und Silberbesteck ... 

 ... und das La Fourchette von der Strasse aus gesehen ganz anders: eher farbig, orientalisch mit nordafrikanischem Schmorgefäß Tajine. Und das Museum der Kulturen mit seinem erst im Innenhof zu sehenden 2011 fertiggestellten Anbau der Basler Architekten Herzog & de Meuron. Ich finde diese Überraschungen spannend und inspirierend und Basel und Umgebung hat ganz viele davon... also wer demnächst Zeit hat, der sollte mal eine Reise in das Dreiländereck unternehmen... ☺


VERLOSUNG: Gewinne 8 Ausstellungsplakate und 2 Familientickets

Wenn ich unterwegs bin, versuche ich euch immer etwas mitzubringen: Diesmal habe ich euch als Mitgbringsel acht Ausstellungsplakate der Alexander Girard Ausstellung und zwei Familienkarten für das Vitra Design Museum, Gallery und Schaudepot, mitgebracht.

Falls ihr in den Lostopf wandern möchtet, hinterlasst bis zum 17.7.2016 einen Kommentar unter diesem Beitrag und verratet uns, was ihr gewinnen möchtet: welches Motiv oder die Familienkarte, und euren persönlichen Ausflusgtipp für eure Umgebung (gerne mit Bild, wer Lust hast). Motive: 1. Kleeblatt, 2. Familie, 3. Baum, 4. Sonne, 5. Haus, 6. Herz.
Es gelten wie immer die allgemeinen Teilnahmebedingungen und unter allen Kommentaren werden die 10 Gewinner ausgelost. Viel Glück.

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