10 Jahre SoLebIch – die Gründer im Interview: „Ohne den jeweils anderen würde es SoLebIch nicht geben“

von Jennifer

Zum 10. Geburtstag von SoLebIch stellen wir euch in einer kleinen Serie Mitglieder der Community vor, die SoLebIch lange begleiten und eine besondere Geschichte mit uns verbinden. Zum Start der Serie gibt es heute ein ganz besonderes Interview: und zwar eins mit Nicole und Daniel.

Denn ich würde wetten: Ihr kennt so manches Mitglied besser als die Gründer selbst. Wenn sie vor 10 Jahren nicht die Idee zu der Wohn-Community gehabt hätten – und vor allem den Mut, diese auch zu verwirklichen –, dann würde uns heute einiges fehlen. Denn für viele ist SoLebIch nicht nur eine Möglichkeit, sich Einrichtungstipps zu holen. Durch den herzlichen Kontakt unter den Mitgliedern haben sich mittlerweile Freundschaften von der Onlinewelt ins reale Leben verlagert.

Wer sind also die beiden kreativen Köpfe, die hinter SoLebIch stecken? Ich habe Nicole und Daniel gefragt, wie sie überhaupt auf die Idee zu der Webseite gekommen sind, natürlich auch, wie sie leben – und wie es eigentlich ist, als Paar täglich zusammenzuarbeiten.

Das SoLebIch-Büro in München.

SoLebIch ist dieses Jahr 10 Jahre alt geworden. Wisst ihr noch, wann ihr die allererste Idee zu SoLebIch hattet?

Nicole: Natürlich. Wir lebten damals in Paris – und liebten es, abends durch die Straßen zu laufen und die verschiedenen Viertel zu entdecken. Wir haben uns gefragt, wie wohl die Wohnungen hinter den tollen Fassaden aussehen. So entstand die Idee zu SoLebIch – einer Community, in der Menschen zeigen, wie sie leben. Und sich gegenseitig inspirieren und letztendlich über die Wohnungsbilder auch kennenlernen können.  

Warum wart ihr damals in Paris?

Daniel: Nach dem Studium habe ich ein Praktikum bei der Außenhandelskammer in Paris gemacht und wollte eigentlich eine Promotion beginnen. Nicole hatte nach Innenarchitektur noch Kulturwirtschaft studiert und war fast fertig. Daher begleitete sie mich nach Paris, wo wir in einer winzigen, aber schönen 19-Quadratmeter-Wohnung in der Nähe des Eiffelturms wohnten.

Die Rue Cler, Daniels und Nicoles Lieblingsstraße in ihrem alten Viertel in Paris, mit Blumen- und Käseläden und Bistros. Dorthin kehren sie immer noch gerne zurück, wenn sie in der Stadt sind. Abendliche Spaziergänge führten sie oft auch in die Tuilerien.

Heute ist SoLebIch die erfolgreichste Wohn-Community Deutschlands. Hättet ihr damals mit diesem Erfolg gerechnet?

Nicole: Nicht wirklich. Wir haben uns damals gesagt, wir probieren es einfach aus. Wir wussten anfangs ja nicht mal, ob jemals jemand einen Kommentar schreiben oder ein Bild hochladen würde. Damals war Facebook noch unbekannt und Instagram wurde erst 2010 gegründet. Es war unüblich, private Fotos ins Netz zu stellen. Diese Zeit kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Meinem Vater, der von unserer Idee nicht begeistert war, sagte ich, es sei ein Experiment für ein paar Monate.

Aber ihr müsst doch daran geglaubt haben, dass es funktionieren kann?

Nicole: Natürlich haben wir uns gewünscht, dass die Idee funktioniert und zum Leben erweckt werden würde. Wir dachten, dass die Menschen Bedarf nach etwas Echtem haben. Denn wir haben die Hochglanzbilder der Wohnzeitschriften oft als sehr weit weg von der realen Welt empfunden. Da wurden vor allem aufwendig produzierte und gestellte Studiobilder gezeigt. Diese helfen dem Leser jedoch oft nicht weiter. Es lässt einen zwar träumen, führt aber für die eigenen vier Wände zu Frustration. Und damals gab es im Netz nichts interaktives zum Thema Wohnen und Einrichten.

Mir ist es sehr wichtig und nach wie vor eine große Motivation bei meiner täglichen Arbeit, dass jeder seinen eigenen, persönlichen Wohnstil findet, mit dem er glücklich wohnen und leben kann. „Wohne, wie es dir gefällt“ – das ist der Leitgedanke von SoLebIch.

2008 zogen sie von Paris nach Andechs, in eine alte Schmiede, in der sich auch das Büro befand. Heizen konnte man darin nur mit Holz. Nicoles ehemaliger Professor meinte damals: „Von der Welthauptstadt in den Wallfahrtsort.“ Es war zwar wunderschön idyllisch, aber die beiden blieben nur ein Jahr.

Das ehemalige SoLebIch-Büro in der Innenstadt.

Das heutige Büro befindet sich in einer ehemaligen Orgelwerkstatt im Münchner Westen. Bei milden Temperaturen wird im Hinterhof gegessen, die Sonne genossen und im Garten den Eichhörnchen bei ihren Baumsprüngen oder Nachbars Kater Felix bei seinen Entdeckungstouren zugeschaut.

Welche Probleme gab es beim Start?

Daniel: Viele. Wir mussten gute Informatiker finden. Und als die Seite online war, kannte sie niemand. Ich weiß noch, wie ich meinem Vater die Seite zeigte und er zutreffend feststellte, dass alle Bilder von uns seien. Zu Beginn mussten wir erst mal Bilder hochladen und Freunde motivieren mitzumachen, was nicht immer einfach war. Die häufigste Frage war: „Meint ihr wirklich, dass Menschen Bilder von ihren privaten Wohnungen im Internet hochladen?“ Umso mehr hat es uns dann gefreut, als die ersten Mitglieder begannen, ihr Zuhause zu zeigen!

Und dann wurden es immer mehr ...

Nicole: Ja. Auch, weil die Medien über uns berichtet haben. Nachdem wir drei Wochen online waren, hat das ZDF tatsächlich unsere Seite im Morgenmagazin vorgestellt. Später waren wir in den RTL-Abendnachrichten, in der SZ, der FAZ und anderen Magazinen. Eine Journalistin sagte mal zu mir: „Ich berichte erst jetzt über euch, weil es mittlerweile noch zwei weitere Communitys gibt. Jetzt ist es ein Trend, macht es nur einer, ist es nur eine verrückte Idee.“

Habt ihr jemals daran gedacht aufzugeben?

Daniel: Nein.

Nicole: Ich habe schon mal daran gedacht.

Nicole, warum?

Nicole: Wir haben all unsere Zeit und Energie in unser Herzensprojekt gesteckt und haben dadurch auf vieles andere verzichtet. Zudem sind wir in der Zwischenzeit Eltern geworden – und da kommt man an Grenzen.

Gab es dann auch mal Enttäuschungen? Magst du dazu etwas sagen?

Nicole: Bei SoLebIch geht es vor allem um die schönen Dinge. Wir sehen uns als Gastgeber, die für den respektvollen und höflichen Rahmen sorgen. Aber auch bei uns geht es im Hintergrund mal heiß her. Nicht besonders erfreulich war beispielsweise, als eine Münchner Verlegerin das Konzept für unser zweites Buch, dass ich ihr zwei Stunden präsentiert hatte, in ihrem eigenen Buch veröffentlichte. Die Bilder und auch der Buchtitel kamen mir sehr bekannt vor. Erfahren habe ich es aus der Buchvorschau des Verlages, das uns halbjährlich zugesendet wird. Kein schöner Moment.

Die zwei SoLebIch-Bücher. 2010 erschien das erste2014 dann das zweite.

Zum Glück hat es mit dem zweiten Buch ja dann doch geklappt.

Nicole: Ja, das stimmt – und das Buch war ein Erfolg! Auch schon das erste SoLebIch-Buch war ein Herzensprojekt und zudem das erste Wohnbuch in Deutschland, das nicht aus Profibildern bestand. Das Fest zum ersten Buch, auf der Terrasse des damaligen Büros, war etwas Besonderes, da wir davor die Mitglieder nur aus der digitalen Welt kannten. Als wir sie persönlich kennengelernt haben, war es so, als würden wir uns alle schon ewig kennen.

Ihr arbeitet seit 10 Jahren zusammen, seht euch den ganzen Tag. Inwiefern ist das für euch als Paar eine Herausforderung?

Nicole: Jede Beziehung hat ihre eigenen Herausforderungen. Unsere ist es, sich private Zeit zu nehmen. Wir mussten irgendwann beispielsweise lernen, richtig Urlaub zu machen und nicht jeden Tag zu arbeiten, da wir ja den Computer immer dabeihaben.

Daniel: Unsere Kinder haben dann auf ganz natürliche Weise die Prioritäten etwas verschoben. Wir sind auch aus der Stadt aufs Land gezogen, um dem „immer online sein“ die Ruhe der Natur entgegenzusetzen.

Einer der ersten Urlaube nach Jahren war ein Roadtrip durch Korsika. Den Roadtrips sind Daniel und Nicole seitdem treu geblieben.

Der Ammersee – dort liegt mittlerweile das Zuhause der beiden.

Wie war es, von der Stadt raus aufs Land zu ziehen?

Nicole: Na ja, erst mal eine Katastrophe. Innerhalb eines Jahres hatten wir eine Gehirnerschütterung mit Krankenhausaufenthalt unseres Kleinen, einen Wasserschaden, einen Einbruch und dann die Kündigung wegen Eigenbedarf. Ich hätte am liebsten meine Koffer gepackt und wäre wieder in die Stadt gezogen. Aber inzwischen, nach drei Jahren, haben wir uns eingelebt und können es uns gerade nicht mehr vorstellen, in die Stadt zurückzuziehen.

Beschreibt euch mal gegenseitig ...

Daniel: Nicole ist sehr kreativ in ihrem Denken, leidenschaftlich, sehr genau und empathisch – dabei aber auch pragmatisch. Und sie hat einen sehr mitreißenden Humor.

Nicole: Daniel ist sehr ausdauernd und abenteuerlustig, spontan und weltoffen. Ich liebe seine positive Art und wenn wir uns gemeinsam neue Dinge überlegen. Letztens meinte unser Team: „Das ist ein Scherz, oder?“ Aber so beginnen bei uns oft die Ideen. Daniel ist dann oft derjenige, der sagt: „Das machen wir jetzt!“

Du, Nicole, hast Innenarchitektur und Kulturwirtschaft studiert und kümmerst dich um alles Kreative. Du, Daniel, bist als Kulturwirt, der schon als Student mit Freunden eine kleine Firma hatte, für die Technik, die Vermarktung und das Marketing zuständig. Ihr sagt, dass ihr euch sehr gut ergänzt.

Daniel: Ich denke schon. Ich bringe die rationale Perspektive ein, Nicole die emotionale. Nicole ist eher die Perfektionistin, ich möchte die Dinge schnell fertig haben, das ist nach wie vor nicht immer leicht. Doch das Gestalten von Dingen, das Umsetzen von Ideen, begeistert uns beide. Und wir freuen uns dann gemeinsam über das Ergebnis. Uns beiden ist klar: Ohne den jeweils anderen könnte und würde es SoLebIch nicht geben.

Das SoLebIch-Team bei der diesjährigen, etwas anderen Weihnachtsfeier, die am See begann und nach Andechs führte.

Was passiert, wenn ihr beide euch mal nicht einig seid?

Daniel: Wenn wir wirklich mal unterschiedlicher Meinung sind, dann finden wir meistens einen Kompromiss oder respektieren die Haltung des anderen. Das klingt aber leichter, als es in der Realität ist ;-)

Natürlich wollen alle auch wissen, wo und wie ihr wohnt! Nicole, bestimmst du bei euch zu Hause, wie alles eingerichtet ist?

Nicole: Nein, ich mache Vorschläge und Daniel sagt, ob es ihm gefällt oder nicht.

Daniel: Das stimmt, meistens … (lacht)

Nicole, du hast mal gesagt, dein Traumhaus wäre eine Mischung aus Villa Kunterbunt und Bauhaus. Das klingt für mich ziemlich gegensätzlich. Erklär doch noch mal, wie das genau aussehen würde.

Nicole: Für mich entsteht Harmonie durch Brüche und Gegensätze. Und Pippi Langstrumpf verbinde ich mit einer gewissen Lebendigkeit. Zudem mag ich ihre Lässigkeit, und Humor finde ich auch beim Einrichten sehr wichtig. Aber zurück zum Haus: Außen sollte das Haus klare Linien haben, viele Fenster – ein warmer Minimalismus, der von innen nach außen geplant ist.

Was bedeutet schönes Wohnen für euch?

Nicole: Schönes Wohnen ist, wenn ich mich zu Hause wohlfühle und es mir ein glückliches Leben erleichtert. Das tue ich, wenn sich die Wohnung wie eine dritte Haut anfühlt, mich widerspiegelt. Das hat für mich nichts mit objektiver Schönheit oder einem bewussten Wohnstil zu tun, und schon gar nichts mit Geld.
Ich habe mir als Studentin keinen Schrank gekauft und dadurch meinen Vater, der das wichtig fand, in den Wahnsinn getrieben. Er konnte nicht verstehen, dass ein Schrank für mich zu viel Sesshaftigkeit ausgestrahlt hätte. Ich wollte mich frei fühlen. So, als könnte ich schnell wieder gehen. Diese Einstellung hat sich auch ein bisschen gehalten.
Daher überlege ich lange, bevor ich etwas kaufe. Ich bin auch ein Mensch, der sich an den Dingen auch nur beim Ansehen sehr erfreuen kann. Ich muss nicht alles besitzen. Die meisten Dinge, für die wir uns entscheiden, wachsen mir dann aber ans Herz. Ich hänge an meinen alten Delfter-Deckelvasen aus dem 17. Jahrhundert, aber auch an unserem neuen Habibi-Beistelltisch von e15, an gerahmten Kinderzeichnungen und an unserer Rupprecht-Geiger-Serigrafie, die ich mir lange gewünscht habe. In Marrakesch haben wir uns am letzten Tag doch für einen Vintage-Beni-Ourain entschieden. Das kombinieren wir dann alles miteinander. Zu mir würde es nicht passen, wenn alles aus einem Guss wäre. Denn im Unperfekten liegt für mich Harmonie.

Daniels Traumhaus, das Case-Study-Haus von Ray und Charles Eames in Kalifornien. Das Foto ist von Alexander @Acanthus .

Daniel: Mein Traumhaus ist das Haus von Ray und Charles Eames in Kalifornien. Ich liebe es, wenn die Natur in die Architektur aufgenommen wird. Das Warme und zugleich das Klare ist mir wichtig. Ich bin in einem fast runden Haus mit vielen Fenstern aufgewachsen und habe viele Sommer bei meinen Großeltern in einem alten Leuchturm in Spanien verbracht. Das hat hat mich sicherlich sehr geprägt.

In andere Welten abtauchen lenkt am meisten ab – ein Roadtrip durch Marokko führte die beiden auch nach Marrakesch.

Ihr seid immer mit Elan, Leidenschaft und Spaß dabei. Auch, wenn ihr Stress habt. Ich glaube, das kommt daher, weil SoLebIch euer Werk ist. Ihr lebt SoLebIch ;-) Auf welche Erfolge seid ihr besonders stolz?

Daniel: Ich freue mich sehr darüber, dass wir mit SoLebIch.de und unseren Instagram-, Facebook- und Pinterest-Seiten inzwischen fast eine Million Menschen im Monat erreichen. Auch freut es uns sehr, dass wir mit so tollen Marken wie bulthaup, Vitra, USM oder mit der AD zusammenarbeiten dürfen. Unser größter Erfolg ist aber, dass wir es geschafft haben, eine lebendige Community aufzubauen. Und das alles wäre nicht möglich, hätten wir nicht so ein tolles Team!

Nicole: Ich erfreue mich nach wie vor an den schönen und inspirierenden Bildern, auch die Natur- und Reiseaufnahmen lassen mich träumen. Und natürlich, wenn wir Feste feiern und sich alle wohlfühlen und alle so vertraut miteinander sind, das berührt mich sehr.

Ein Wochenende lang wurde gefeiert, mit einem Picknick und einem Fest im Nymphenburger Schlosspark. Nicole: „Eine Hommage an den Beginn in Paris, wo wir gerne neben Schloss Versailles picknickten.“

Was wünscht ihr SoLebIch für die Zukunft?

Nicole: Wir wünschen uns, dass alle weiterhin viel Freude mit SoLebIch haben und wir gemeinsam auch den 20. Geburtstag feiern werden. 

Vielen Dank euch beiden für das schöne Interview.


Kommentare (50)

Das könnte dich auch interessieren

Gründer-Interview
10 Jahre SoLebIch – die Gründer im Interview: „Ohne den jeweils anderen würde es SoLebIch nicht geben“
Jennifer
139 50