"Weniger ist mehr!" - zu Besuch bei Kosmea

von Kati Tiringer

Zart, hell, minimalistisch: ein Zuhause wie ein Blumenstrauß Kosmeen - passender könnte Sabines Mitgliedsname Kosmea also gar nicht sein! Die 49-jährige PR-Beraterin wohnt mit ihrem Mann in einem 150 Quadratmeter großen Haus in der Nähe von Stuttgart. Der offene Wohnraum ist bewusst mit nur wenigen Möbeln bestückt und wirkt wunderbar hell und weitläufig. Was nie fehlt: Frische Schnittblumen, am liebsten aus dem eigenen Garten. Im Interview erzählt Sabine heute, was ihr beim Einrichten wichtig ist, wie sie sich ihren Traum vom eigenen Onlineshop erfüllt hat und warum sie auf Schnittblumen nicht verzichten kann.



     



Liebe Sabine, wie lebst du? 
Ich lebe mit meinem Mann in unserem Haus in der Nähe von Stuttgart. Wir haben uns mit der Planung richtig viel Zeit gelassen um die relative kleine Wohnfläche von 150 Quadratmetern optimal zu nutzen und die Räume möglichst großzügig und luftig zu gestalten. Im Erdgeschoss gibt es nur eine einzige Zimmertür – und das ist die zur Gästetoilette. Den Rest der Fläche teilen sich Küche, Essbereich und Wohnbereich. Im Obergeschoss haben wir Schlafzimmer, Bad und zwei Arbeitszimmer untergebracht und im Keller befinden sich Showroom und Lager meines Onlineshops la mesa.


Bitte beschreibe deinen Wohnstil.
Entspannt würde ich sagen. Viel Weiß, wenig Schnickschnack und immer frische Blumen im Haus.


Was ist dir beim Einrichten besonders wichtig?
Weniger ist für mich in den allermeisten Fällen mehr. Ich mag es, wenn Räume Luft haben, also hell eingerichtet und nicht zu vollgestellt sind. Auch in Sachen Deko bin ich ziemlich reduziert unterwegs. Farben mag ich sehr, aber nur sparsam eingesetzt und möglichst flexibel – also auf Kissen, Bildern, Vasen, Kerzen und ähnlichen Accessoires. Die tausche ich je nach Farbstimmung gerne und regelmäßig aus. 

Du hast deine azurfarbenen Vintage Sessel neu polstern lassen. Was hast du dabei für Erfahrungen gemacht?
Als ich die beiden Sessel im Gebrauchtwarenhaus entdeckt hatte, war sofort klar, dass sie neu bezogen werden müssten – allein schon aus hygienischen Gründen. Auch die ursprüngliche Farbe hat mir nicht gefallen. Einen Raumausstatter zu finden, war nicht schwer. Wir kannten schon jemanden aus unserem Nachbarort, der vor ein paar Jahren bereits ein Sofa für uns neu bezogen hatte. Die Auswahl des Bezugsstoffs war deutlich schwieriger und ich habe bei verschiedenen Raumausstattern und Stoffherstellern unendlich viele Material- und Farbmusterbücher gewälzt. Ich konnte mir das Endprodukt anhand der kleinen Stoffproben nur schwer vorstellen und hab‘ sicherheitshalber zunächst nur einen Sessel beziehen lassen und den zweiten nachdem der erste schon eine Weile bei uns im Wohnzimmer gestanden hatte. Heute wäre der Auswahlprozess sehr viel kürzer. Denn: Kurz nachdem unsere Sessel fertig waren, bin ich auf Hook and Eye gestoßen – einem hübschen Laden in Stuttgarts Gerberviertel, bei dem man nicht nur frisch aufgepolsterte Vintage Möbel kaufen, sondern auch vorhandene aufhübschen lassen kann. Hook and Eye hat eine wirklich feine Stoffauswahl und anhand der ausgestellten Sessel, Hocker und Sofas kann man sich gut vorstellen, wie das Möbel nach der Auffrischung aussehen wird. Ein bisschen liebäugle ich ja damit, zumindest einem unserer beiden Sessel ein neues Kleid zu spendieren. Preislich hat sich die Arbeit des Raumausstatters auf jeden Fall gelohnt. In unserem Fall hat das Beziehen etwas weniger gekostet als vergleichbare Sessel aus Vintage Läden. Und wir freuen uns jeden Tag an unseren ganz persönlichen Einzelstücken.





     



Woher kommt deine Leidenschaft fürs Einrichten und wer oder was inspiriert dich?
Das Einrichtungsgen hab‘ ich von meiner Mutter geerbt. Auch sie beschäftigt sich gern und ausgiebig mit ihren vier Wänden. Inspiration finde ich (fast) überall. Jobbedingt bin ich viel auf Interiormessen und Designveranstaltungen, lese Wohnzeitschriften, klicke mich durch Blogs und Pinterest – da kommen die Ideen fürs eigene Zuhause von ganz allein. Aber auch der Gang über den Wochenmarkt, ein Städtetrip, ein Museumsbesuch oder ein Kinofilm können Auslöser für ein neues Styling sein.


Was macht deiner Meinung nach ein schönes Zuhause aus?
Es sollte der liebste Ort der Welt sein. Wie der auszusehen hat, richtet sich nach den ganz individuellen Bedürfnissen und Wünschen der Bewohner. 




     



Was magst du so gerne an Schnittblumen? Welche sind deine Lieblingsblumen und hast du Tipps für schöne Blumendeko?
Blumen sind für mich die Sahnehäubchen im Alltag. Der Blick auf ein kleines Sträußchen am Schreibtisch oder auf eine einzelne Rosenblüte während des Abwaschs ist einfach wundervoll. Und wenn die Schönheiten dann auch noch duften, ist die Welt vollends in Ordnung. Ich mag besonders Bauerngartenblumen wie Kosmeen, Pfingstrosen, Dahlien, Rosen, Glockenblumen, Rittersporn & Co. Meist reicht mir eine einzige Blüte pro Vase. Oder ich gebe drei bis fünf Exemplare derselben Blumensorte in ein Gefäß. Besonders hübsch sind auch kleine Stillleben aus mehreren Vasen, die mit unterschiedlichen Blüten bestückt sind. Damit alles harmonisch bleibt, setze ich dabei maximal drei Blütenfarben ein. Als Gefäße benutze ich nicht nur klassische Vasen, sondern auch Gläser, Dosen und Schalen – sehr gerne mit Reliefmustern.   


Würdest du sagen, dein Zuhause spiegelt deine Persönlichkeit wider?
Das ist eine sehr gute Frage, über die ich bislang noch gar nicht nachgedacht habe. Ja, ich glaube, wie unsere Kleidung, so kann auch die Einrichtung bestimmte Persönlichkeitsmerkmale widerspiegeln. Wenn ich mir meinen Wohnstil unter diesem Aspekt anschaue, fallen mir Eigenschaften wie unaufdringlich, zurückhaltend und Veränderungen liebend ein.



     



Welche Designer und Hersteller magst du gerne? 
Oh – es gibt so viele tolle Designer. Tapio Wirkkala, Ray und Charles Eames, Arne Jacobsen, Hans Wegner, Kay Bojesen, Maija Isola, Eero Saarinen, Scholten und Baijings und Louise Campbell gefallen mir sehr. Und natürlich Jurianne Matter und Ruth Landesa, deren Produkte ich bei la mesa im Sortiment habe. Wohnaccessoires kaufe ich bei mir selbst, bei anderen kleinen Läden (online und offline) und eben auf Flohmärkten und in Sozialkaufhäusern. Von unseren Möbeln sind einige vom Schreiner maßgefertigt. So lässt sich der Platz – vor allem unter den Schrägen am schönsten nutzen. Ansonsten stöbere ich auch zum Möbelkauf am liebsten in unabhängigen, inhabergeführten Geschäften und auch im Gebrauchtwarenhandel bin ich schon fündig geworden. 



     



Welcher ist dein liebster Einrichtungsgegenstand?
Hm, einen einzigen Favoriten hab‘ ich gar nicht. Aber jetzt im Sommer liebe ich unseren Bauholztisch, der auf der Terrasse steht, sehr. Außerdem mag ich unser Ecksofa. Rein optisch wäre mir ein normales Sofa lieber gewesen, aber durch das Eckteil ist es viel gemütlicher und praktischer. Und das ist beim Wohnen ja auch wichtig – schließlich leben wir nicht im Museum.


Nach welchen Kriterien wählst du die Produkte für deinen Onlineshop aus?
Bei la mesa verkaufe ich nur Produkte, die ich allesamt auch privat toll finde. Am liebsten nehme ich kleine, feine Labels ins Sortiment, die es in Deutschland sonst (fast) nirgends gibt. Vieles ist made in Germany oder wird im europäischen Ausland gefertigt. Mir ist wichtig, dass die Sachen nicht nur schön sind, sondern auch ordentlich produziert werden. Aus diesem Grund habe ich Marken, deren Produkte containerweise aus Fernost kommen, inzwischen ausgelistet. Seit gut zwei Jahren gibt’s bei la mesa auch die Rubrik Vintage. Hier biete ich Wohnaccessoires mit Vergangenheit an – hauptsächlich Vasen aus den 1960er und 1970er Jahren. Privat kaufe ich sehr gern auf Flohmärkten und in Gebrauchtwarenhäusern. Es macht einfach Spaß, nach besonderen Schätzchen zu suchen und es ist eine schöne Form der Nachhaltigkeit. Auch aus diesem Grund werde ich die Rubrik Vintage weiter ausbauen.



     
   


"Besonders hübsch finde ich kleine Stillleben aus mehreren Vasen, die mit unterschiedlichen Blüten bestückt sind."



Du hast auch einen wunderschönen Garten...
Unser Garten ist jetzt im Sommer praktisch ein zusätzliches Zimmer. Hier wird gegessen, gelesen, gefeiert, werden Texte korrigiert, Erdbeeren geputzt und Gemüse geschnippelt. Aber auch während der anderen Jahreszeiten bin ich gerne draußen und genieße die Gartenarbeit. Hacken, graben, Unkraut zupfen – mit der passenden Kleidung gibt’s kein schlechtes Gartenwetter. Was die Gestaltung des Gartens angeht, bin ich ziemlich planlos vorgegangen. Ich hatte zwar ein grobes Bild im Kopf, habe aber nie eine Zeichnung angefertigt oder Pflanzenlisten erstellt. Aber ich habe ein klares Farbkonzept: Es gibt nur die Blütenfarben weiß, rosa und blau. Der Garten ist ständig im Fluss – das ist ja gerade das Schöne. Neue Pflanzen kaufe ich ganz spontan und viele Blumen säen sich selbst aus und es ist herrlich, zu sehen, wie sie immer wieder an unerwarteten Stellen aufblühen.





"In meinem Garten gibt es nur die Blütenfarben weiß, rosa und blau!"


     



Was bedeutet es dir, nach Hause zu kommen?
Das bedeutet mir unheimlich viel. Ich bin sehr gerne zuhause und freue mich zum Beispiel am Ende eines Urlaub mindestens genauso auf die Rückkehr wie zuvor auf die Abreise. Auch dass ich zu Hause arbeiten kann, empfinde ich als großen Luxus.



     
  

Mit ihrem Arbeitszimmer ist Kosmea auch im zweiten SoLebIch-Buch vertreten



Wo trifft man dich in Stuttgart, was sind deine Geheimtipps? 
Ich muss gestehen, dass Stuttgart nicht gerade meine Lieblingsstadt ist, aber es gibt wirklich hübsche Ecken und viel Sehenswertes. Architekturfans sollten auf jeden Fall die Weißenhofsiedlung besuchen. Sie entstand 1927 als Mustersiedlung im Rahmen der Werkbundausstellung "Die Wohnung" unter der künstlerischen Leitung von Ludwig Mies van der Rohe. Das Doppelhaus von Le Corbusier kann besichtigt werden. Außerdem sehenswert: die Staatsgalerie. Eins meiner Lieblingscafés ist das Lumen im Stuttgarter Westen. Es gibt leckere Kuchen und fürs retroverliebte Auge außerdem ein Wandregal voller Vintage Vasen. Im Lumen kann man auch abends gut essen. Wer moderne asiatische Küche mag, ist im Goldfish bestens aufgehoben. Kleidung kaufe ich am liebsten bei Ottilie in der Stadtmitte, schönen Schmuck, Deko, Kindersachen und leckeren Kaffee gibt’s in Annas Kaufladencafé im Westen (Bild unten links). Eine tolle Auswahl an (Retro-)Möbeln und Wohnaccessoires hat Hook and Eye im Gerberviertel.



     



Du magst Städtereisen. Welche Stadt hat dich bisher am meisten verzaubert?
Ich kann da gar keine einzelne Stadt herausheben. Kopenhagen, Hamburg, Berlin und München sind meine Favoriten. In München und Berlin könnte ich sogar wohnen und ich versuche, immer mal wieder ein paar Tage dort zu verbringen. Zu meinen liebsten Interiorläden in München gehören Falkenberg, Delikatessen und Room to dream. In Berlin mag ich vor allem J&V Vintage in Schöneberg (Bild oben rechts), Type Hype in Mitte und die Zweite Liebe in Pankow.

Wo machst du abgesehen von deinen Städtereisen gerne Urlaub?
Da mein Mann mit seinem Rennrad unheimlich gerne Pässe fährt, gehen wir oft in die Berge. Meist nach Südtirol oder ins Allgäu. Diesen Frühsommer waren wir zum ersten Mal ein paar Tage in Vorarlberg. In dem kleinen Ort Stuben haben wir eine hübsche Ferienwohnung gefunden (Bild links).

Für mich sind diese Bergtage Entschleunigung pur. Sanftes Kuhglockengeläut, würzig duftende Wiesen, wundervolle Panoramen – was will man mehr? Außer vielleicht eine Auszeit am Meer ☺️. Ebenso gerne wie die Berge mögen wir nämlich die (Nord-)see. Am liebsten in der kalten Jahreszeit, wenn die Strände leer und die kleinen Orte auf Sylt, Amrum und Föhr im Winterschlaf sind. Vor zwei Jahren waren wir in einer süßen Mini-Ferienwohnung in Nieblum auf Föhr (Bild rechts). Auf Amrum mochten wir das Haus am Meer besonders gerne.



     


Du bist jetzt seit fast sechs Jahren bei SoLebIch, also ein Mitglied der ersten Stunde. Wie bist du damals zu SoLebIch gekommen?
Mein Mann hatte damals in der Stuttgarter Zeitung über SoLebIch gelesen und mir den Artikel hingelegt. Ich glaube, ich hab‘ dann gleich beim ersten Besuch der Homepage mein Profil angelegt. Die gezeigten Wohnungen und Häuser waren so schön individuell – das fand‘ ich toll. In der Community hab‘ ich mich auf Anhieb wohlgefühlt und der Austausch mit anderen Mitgliedern war dann sogar das Zünglein an der Waage für die Entscheidung, meinen Blog azurweiß zu starten. Über SoLebIch hab‘ ich einige ganz wundervolle Menschen kennengelernt, die ich ohne euch wahrscheinlich niemals getroffen hätte. SoLebIch ist nach wie vor meine liebste Wohn-Community – und die persönlichste!

Danke für das schöne Interview!


Wenn ihr jetzt keines von Sabines neuen Bildern mehr verpassen wollt, folgt ihr über ihr SoLebIch-Profil. Dort könnt ihr all ihre Einrichtungs- und Dekoideen entdecken. Schaut euch auch Sabines Gastbeiträge an: Für SoLebIch hat sie bereits drei mal tolle Tischdeko für Ostern und Weihnachten (geht aber das ganze Jahr!) gezaubert: Tischdekoidee #1, Tischdekoidee #2

Dieses Interview ist Teil einer ganzen Serie, mit der wir die Menschen hinter den Bildern redaktionell vorstellen wollen.

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